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SAMSTAG

 ■ V O R L A U F

An diesem Wochenende beglückt uns das Fernsehen endlich mal wieder mit einem üppigen Spielfilmprogramm. Menschenfressende Haie, korupte Politiker, Frauenmörder und dekadente Mönche - alles a la carte. Vorerst einmal geht es aber ab in die fünfziger Jahre. An jedem Kiosk gab es sie zu kaufen, die kleinen rechteckigen Tütchen mit dem prickelnden Pulver, das man in die Hand schüttete und dort, mit etwas Spucke, zum Brausen brachte. Genüßlich wurde das ganze dann abgeleckt. Brausepulver. In Waldmeister-, Himbeer- und Zitronengeschmack, gab es diesen „Stoff“. Fünf Kinder und Jugendbuchautoren haben sich jetzt daran gemacht, diese Zeit in einer fünfteiligen Reihe wieder aufleben zu lassen. Die Geschichten zeigen den Kinderalltag in der Nachkriegszeit. Die Väter waren noch in Gefangenschaft, wenn sie nicht gefallen waren, und man kannte noch den Hunger und die Wohnungsnot. Vor allem aber lagen ganze Straßenzüge in Trümmern. Hier, auf unbebautem Gelände, konnte man vorzüglich spielen, was aber nicht ungefährlich war. Denn noch immer lagen scharfe Bomben und Munition umher. In die Die Mine, der ersten Geschichte um 16.00 Uhr im ZDF, finden Konrad und Gert am Strand eine Seemine. Sie beschließen, sie in die Luft zu jagen, damit „niemand zu Schaden kommt.“ Doch nach der Explosion leben sie im Glauben, einen am Strand hausenden jungen Mynn getötet zu haben. Anschließend um 16.45 Uhr wird in einer Diskussion alles zerredet: Wie war das damals?

Das blutigste Menü bietet die ARD, wenn um 22.50 Uhr Der weiße Hai an der amerikanischen Ostküste sein Unwesen treibt. Steven Spielbergs aufwendig inszenierter Thriller jagt einem auch bei der dritten Wiederholung Schauer über den Rücken, und das weniger durch das Zeigen des Monströsen, sondern durch dessen bloße Ahnung - eine echte Spielberg -Spezialität. Wenn man im letzten Filmdrittel dann das menschenfressende Untier richtig zu Gesicht bekommt, ist man mit den ahnungslosen Schwimmerinnen schon tausend Tode gestorben. Denn in der Tiefe des Meeres verbirgt sich unsichbares Grauen. Spielberg war gerade 27 Jahre alt, als er 1974 diesen spektakulären Kino-Hit drehte. Nur Horst Stern jammerte: „Das ist Rufmord am Hai!“

Gleich im Anschluß daran zeigt die ARD das kaltblütige Geschäft menschlicher Haie in Politik und Justiz. In Francesco Rosis italienischem Spielfilm Die Macht und ihr Preis (0.50 Uhr) spielt Lino Ventura einen hartnäckigen Polizeiinspektor, der eine Mordserie an hohen Justizbeamten aufklären soll. Im Laufe seiner Ermittlungen erkennt er zu spät, daß die Spuren in die seine eigene Behörde führen.

Im ZDF geht derweil ein Frauenmörder um. Toni Curtis mimt den schizophrenen Klempner Albert DeSalvo, der in den 60er Jahren in Bosten für Angst und Schrecken sorgt. Richard Fleischer hat seinen Film an einem authentischen Fall orientiert und „technisch höchst subtil“ ('Der Spiegel‘) umgesetzt: „Bisweilen in Simultanszenen auf unterteilter Leinwand zeigt er zunächst die Hektik der Häscher und die Hysterie möglicher Opfer.“ Curtis prominenter Gegenspieler ist Henry Fonda, der als Kommissar in qualvollen Verhören die Tat des Frauenmörders von Boston aufdeckt (23.15 Uhr).

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