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Die Revolution in die Kantinen!

■ „Bunter Abend der Vollwertkost“ in Kreuzberg: Die Naturschutzorganisation BUND lud zur ganzheitlichen Diskussion über ein anderes Großküchenessen / Die Fragestellung muß heute lauten: Warum ist ungesundes Essen so billig

Die erste Berliner Riesenbrezel am Bande geht an die Steckrübe. Nicht nur der Geschmack der kulinarischen Seltenheit überzeugte die Jury beim „Bunten Abend der Vollwertkost“. Den entscheidenden Punkt sicherte sich Köchin Elke Muncke letztendlich mit der gezielten Verwendung von Saisongemüse - eben jener Steckrübe. Sie zeigte damit gleichzeitig, daß in der umweltfreundlichen Küche Fachwissen unerläßlich ist. Denn selbst eingefleischte Vegetarier suchen am Ende des Gartenjahres oft ratlos nach frischen einheimischen Zutaten.

Doch nicht die Sorgen der Hobbyköche standen hinter der Einladung des „Bundes für Umwelt und Naturschutz“ in das Haus der Familie, sondern das Problemfeld „Großküche“ sollte erörtert werden. „Wir sind satt, aber oft nicht zufrieden“, definierte der BUND den Status quo in Deutschlands Kantinen. Daß es anders sein könnte, zeigte die Zufriedenheit der etwa 200 Gäste am Vollwertbüfett mit Beispielen aus sechs Berliner Küchen. Die Gunst des Publikums und damit die zweite Riesenbrezel fiel per Akklamation an Monika Achilles von der Kindertagesstätte Dresdener Straße.

Daß der Kantinenalltag meist vitaminärmer und zudem weit weniger schmackhaft ist, dies können Studenten wie Angestellte bis zu fünfmal in der Woche feststellen. Einen Ausweg gilt es zu suchen, und der kann nicht nur über eine Revolution der Großküchenchefs gefunden werden. Heidrun Grüttner von der BUND-Arbeitsgruppe „Gesunde Ernährung und Ökologischer Landbau“ favorisiert deshalb eine „gesamtgesellschaftliche Lösung“: „Der Mensch ist, was er ißt“, sagt der Volksmund, und der stimmt zumindest in den Auswirkungen der täglichen Mahlzeit mit den Umweltschützern überein: Von der Vergiftung des Grundwassers durch Pestizide bis zur Abrodung der tropischen Regenwälder für Viehweiden werde das Bild der Umwelt durch Ansprüche der Konsumenten geprägt. Nur Umdenken in allen Bereichen könne deshalb eine andere Zukunft bescheren.

Wie groß die Bereitschaft zum Umdenken ist, zeigt sich in der Regel am eigenen Geldbeutel. Ökobauer Wolfgang Eisenberg von der Wendlandkooperative beziffert den finanziellen Segen der Großindustrie: Während früher 40 Prozent des Einkommens für Ernährung ausgegeben wurden, reichen heute rund 15. Die Kosten sind es auch, die den Chefetagen den Geschmack am Vollwertessen in ihren Kantinen verderben. Unter der derzeitigen Maßgabe, billiges Essen zu produzieren, ist am jetzigen Angebot in Großküchen nichts zu rütteln.

„Wir wollen gesellschaftlichen Druck machen, damit die Leute nach Vollwertkost verlangen“, meinte nach der Veranstaltung Heidrun Grüttner. Die Frage dürfe aber in keinem Fall lauten, warum Biowaren so teuer - sondern warum andere Lebensmittel so billig sind.

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