piwik no script img

DHM - „jungfräulich?“

■ Anhörung zum Deutschen Historischen Museum: Rossis Entwurf („Momunemtalbau a la Speer“) - oder neue Konzeption?

Nach Anhörungen zur Konzeption und zum Standort des Deutschen Historischen Museums Anfang September und Ende Oktober ging gestern die vom Berliner Senat veranstaltete Serie von Hearings in die dritte und letzte Runde. Zur Debatte stand im Reichstagsgebäude der Architektur-Entwurf des Italieners Aldo Rossi. Die ganztägige Anhörung verlief erneut kontrovers und erbrachte keinen einhelligen Standpunkt zu dem von der Bundesregierung finanzierten Großprojekt im Volumen von 250 Millionen Mark.

Berlins Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) verknüpfte die dritte Anhörung mit der jüngst erfolgten Öffnung der Mauer und forderte angesichts der neuesten deutschen Entwicklung dazu auf, das Gesamtkonzept noch einmal zu überdenken und in die Diskussion mit einer „gewissen Jungfräulichkeit“ hineinzugehen. Er plädierte für eine „behutsame Kooperation mit der anderen Seite“ und begrüßte Experten aus der DDR, darunter Frau Dr. Freydank vom Märkischen Museum in Ost -Berlin.

Architekturkritiker großer deutscher Tageszeitungen lehnten den Entwurf ab. Sie nannten das „Riesenspielzeug“ eine „tiefsinnig sein sollende Platitüde“, entstanden aus einer „populistischen Wahlperioden-Demokratie“. Die „bastionsartigen Quaderbauten“ des Didaktikhauses erinnerten an „Speers Monumentalbauten in Nürnberg“. Andere Experten stellten sich trotz Detailkritik hinter die „Stadt in der Stadt“.

Der Anhörung waren Vertreter von CDU und der „Republikaner“ fern geblieben. In einer Stellungnahme des Bundes Deutscher Architekten wurde die Veranstaltung „kleinkariert und peinlich“ genannt. Er wandte sich dagegen, die Entscheidung des internationalen Preisgerichts noch einmal in Frage zu stellen. Auch die Bundesbaudirektion und die Mitglieder der Jury hatten ihre Teilnahme abgesagt. Nagel hielt diese Absage für „nicht klug“, da der Bund als Bauherr „sich neu Gedanken machen muß“.

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen