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Bananen Glückseligkeit?

■ Bremer Eindrücke einer Weimarer Journalistin / Zu Gast in der TAZ

Jetzt bin ich also im „Westen“, der Bremer Hauptbahnhof empfängt mich mit fremdartiger Farbigkeit. Eine Woche lang habe ich Zeit, meine Vorstellungen von dieser Welt mit den Realitäten in Übereinstimmung zu bringen. Mein erster Eindruck vom Super

markt: der vielzitierte Konsumschock bleibt aus, ich habe nicht das Bedürfnis, meinen Einkaufswagen vollzustopfen, anschauen reicht erstmal vollständig aus. Vor allem möchte ich mich nicht mit denjenigen Mitbürgern identifizieren, für die Bananen und Ananas die höchste Glückseligkeit bedeuten. Aber das bleibt jedem selbst überlassen.

Vielmehr beeindruckt mich dann doch die moderne Architektur in der Stadt. Sogar ein schlichtes Neubauviertel mit Sozialwohnungen - konkret Tenever - sieht wesentlich interessanter aus als beispielsweise Weimar-West, eine „Wohnkastensiedlung“.

Kaufhäuser wie „Karstadt“ oder „Horten“ finde ich weniger wegen der Fülle des Warenangebotes als vielmehr durch die fast grenzenlose Unüberschaubarkeit faszinierend. Aber nach einiger Zeit bekam ich darin Kopfschmerzen und war froh, wieder rauszukommen. Kleinere Geschäfte sind mir viel lieber.

Was solls, Konsum ist nicht alles, mit den paar DM, die mir zur Verfügung stehen, kann man so

wieso nicht viel anfangen. Also versuche ich, auf andere Weise soviel wie möglich von Bremen kennenzulernen. Vor allem möchte ich mit Menschen sprechen, was vielleicht so eine Art Berufskrankheit der Journalisten ist, zu denen ich auch gehöre. Ir

gendjemand brachte mich schließlich auf die Idee, doch einmal bei meinen hiesigen Berufskollegen der TAZ vorbeizuschauen. Gesagt, getan - ich klopfte also einfach an der Redaktionstür. Bei einer Tasse Kaffee gab es dann deutsch-deutschen Erfahrungsaustausch. Mehr Technik hatte ich ja erwartet, aber die Wirklichkeit überwältigte mich doch etwas. Schreibmaschinen gibt es gar nicht mehr, Computer haben deren Stelle eingenommen. „Willst Du nicht einfach mal einen Tag lang bei uns mitarbeiten?“ Nichts lieber als das!

Zwei Tage später kam ich wieder in die Redaktion und wurde gleich zu einem Pressegespräch in die Bremer Universität geschickt (siehe Seite 18). Das war schon ein erhebendes Gefühl zu sagen „Ich komme von der TAZ“ - wenn auch nur für einen Tag. Fazit der Pressekonferenz: diese Gespräche laufen bei uns ganz genauso ab, hier wird also auch nur mit Wasser gekocht - sehr beruhigend!

Gudrun Pötke

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