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Frauenbildung für „Männerberufe“

■ Berufliche Bildung gibt Frauen Einblicke in sechs Berufsfelder / Problem: Wohin mit den Kindern?

Einen Tag der Offenen Tür veranstaltete gestern die „Übungswerkstatt zur Berufsorientierung von Frauen in gewerblich-technischen Berufen“ (ÜWE). Interessierte Frauen, die nach einem neuen oder ersten Berufsfeld suchen, konnten sich in den Werkstätten des Berufsfortbildungswerkes in Bremen-Farge vor Ort über mögliche Berufsbilder informieren. In sechs Monaten lernen die Frauen sechs verschiedene Berufe kennen. Von der Holz-und Metallverarbeitung über Textil, Elektro, Farbe und Ernährung reicht die angebotene Palette. In gut ausgerüsteten Werkstätten werden erste praktische, im Unterricht theoretische Kenntnisse aus dem jeweiligen Bereich vermittelt. Während des halben Jahres arbeiten die Frauen in allenBereichen, damit sie zumindest einen kleinen Überblick über die verschiedenen Berufe erhalten.

„Viele Frauen können sich gar nicht vorstellen, was es heißt, zum Beispiel in der Metallverarbeitung tätig zu sein. Wenn sie vier Wochen lang bei uns geschnuppert haben, kennen sie die Werzeuge und haben einen kleinen Überblick über das, was sie in ihrem späteren Beruf möglicherweise erwartet“, erläuterte Martina Wilken das Anliegen der ÜWE. Frau Wilken betreut die Gruppen in den Werkstätten fachlich. „Wir bilden in sechs Monaten natürlich keine Fachfrauen aus, aber die Berührungsängste können wir den meisten schon nehmen.“

In der Holzwerkstatt beispielsweise bauen die Frauen kleine Möbelstücke, die sie nach Fertigstellung auch mit nach Hause neh

men können, in der Elektrowerkstatt werden einfache Schaltungen gebaut, im Metallbereich wird gelötet, gefeilt und gebohrt. Wer will, kann nach den sechs Monaten nochmal um acht Wochen verlängern. Die ÜWE-Kurse werden als berufsbildendeMaßnahmen nach Arbeitsförderungsgesetz vom Arbeitsamt finanziert. Sozialhilfeempfängerinnen erhalten durchgängig weiterhin die Bezüge vom Amt. Nach dem Kurs, so die zuständige Beraterin beim Arbeitsamt, Eckhardt, sollte sich eine fachspezifische Umschulung im gewünschten Bereich anschließen. Doch das ist zur Zeit noch der Idealfall.

Für viele Frauen ist es nämlich schon schwierig genug, das halbe „Schnupperjahr“ zu organisieren.

Wohin mit den Kindern, wenn die Frauen 40 Stunden arbeiten und die Väter, Freunde oder Eltern als Aufpasser ausfallen? Die Kindertagesstätten sind hoffnungslos überbelegt, private Kindergruppen decken die übliche Arbeitszeit von sieben bis drei Uhr nicht ab. „Wir brauchen dringend eine Kinderbetreuung hier in den Werstätten“, meinte Sigrid Thäter, Sozialpädagogin und Organisatorin im ÜWE-Projekt: „Wir haben viele Interessentinnen, die einen ÜWE-Kurs machen wollen, aber ihre Kinder nicht versorgt wissen.“ Allein am gestrigen Vormittag hatten sich zehn Frauen gemeldet, die sofort beim ÜWE einsteigen würden, wenn ihre Kinder betreut werden. An solchen Problemen dürfe die ÜWE nicht scheitern.

Nach den sechs Monaten erhalten die Frauen eine Teilnahmebe

scheinigung, in der die Arbeitsbereiche einzeln aufgeführt sind. In Zusammenarbeit zwischen Arbeitsamt und Berufsfortbildungswerk sollen dann individuelle Berufseinstiege organisiert werden. Doch die Einstellungspraxis der Arbeitgeber macht den Wün

schen der Frauen immer noch einen Strich durch die Rechnung. Martina Wilken: Es herrschen immer noch die alten Vorurteile über Frauen in „Männerberufen“. ma

Informationen:Sigrid Thäter, 0421/68724.

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