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K O M M E N T A R Durchgedreht

■ Lloyd-Hotel-Abriß ist zwar Wahnsinn, hat aber Methode

Dies ist kein Kommentar, sondern eine Nachricht: Die Bremer Regierung ist verrückt geworden. Oder - um es weniger despektierlich-volksmundig und dafür medizinisch -fachterminologisch auszudrücken: Das Bremen regierende Kollegialorgan „Senat“ leidet unter akuten Anfällen heftigster Schizophrenie. Eine andere Erklärung gibt es nicht dafür, wenn der Sozialsenator seit Monaten jede Gelegenheit für die düstersten Katastrophenmeldungen über die drohende Obdachlosigkeit nutzt, ständig publikumswirksam mit Zwangsbeschlagnahme-Verfügungen für ungenutzten Wohnraum runmwedelt und in spektakulären Aktionen Zeltstädte errichten läßt, während der Wirtschaftssenator gleichzeitig Hotel-Gebäude ankauft, bloß um sie postwendend abreißen zu lassen.

Wenn nur ein bißchen Anstand in der großen Begrüßungseuphorie der letzten Wochen gegenüber Rostockern und Leipzigern gesteckt hätte, dann hätte dieser Senat anders entschieden und gesagt: Jawohl, diese Stadt mutet es ihren zahlungskräftigen Kongreßgästen selbstverständlich zu, auf ihrem Weg ins Parkhotel auch an ein paar Übersiedlern im Lloyd-Hotel vorbeizukommen.

Klaus Schloesser

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