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Gefahr noch nicht gebannt

■ Die IG Medien will Rechtsextremismus und Neofaschismus bekämpfen - aber wie?

Mainz (taz) - Der 'Schwarzwälder Bote‘ hat seine RedakteurInnen angewiesen, die rechtsextremen „Republikaner“ (REPs) künftig nicht mehr „rechtsextrem“ zu nennen. Intern „empfohlen“ hat diese Schönfärberei auch der Süddeutsche Rundfunk. Für naiven Aberglauben indes hält dies die bayerische Journalistin Franziska Hundseder.

Wie aber sollen Medien mit Ultrarechten umgehen? Welche Anforderungen stellt der Rechtsextremismus an JournalistInnen? Die IG Medien, die gerade erst ihre Bundesfachgruppe Journalismus gründete, blieb auf ihrem 4. Journalistentag klare Konzepte für die Praxis schuldig. „Der Wolf frißt Kreide“, warnte Franziska Hundseder vor dem neuen Stromlinien-Programm Franz Schönhubers, das im Januar 1990 verabschiedet werden soll. Schönhuber komme „auf Samtpfoten daher“. Aufgabe des Journalismus müsse deshalb sein, dieser scheinbaren Seriosität „auf den Grund zu gehen, nicht auf den Leim“. Und: „Es wäre kurzsichtig, nur auf die Trittbrettfahrer und Rechtsumsteiger in der Partei zu achten. Wir müssen vielmehr ein Auge auf Jungdynamiker werfen; sie sind Multiplikationsfaktoren in Akademikerkreisen und Hörsälen.“

Oft genug haben Medien im vergangenen Jahr versagt und rechtsextremen Parolen eine Plattform geboten. Der Bayerische Rundfunk (BR), so ein Beispiel der Bayerin, lud Junge Union und Jung-REPs zur Podiumsdiskussion ein. Doch der BR-Moderator war der Rechtslastigkeit nicht gewachsen; im Saal saßen genügend REP-Claqueure. Einen ähnlichen Disput wollte ein Karlsruher Privatsender mit REPs und Grünen veranstalten. Doch die REPs sagten ab: Die Grünen seien nicht verfassungstreu. Der Sender hatte seine Sensation, die REPs ihre Publicity, die Grünen das Nachsehen. In München organisierte der 'Welt'-Korrespondent einen Boykott der REP -Pressekonferenz - nichtsdestotrotz: Die Privatsender kamen. Es zählt in der Medienwelt der Unterhaltungswert eines Ereignisses, die Sensation, nicht die Information.

Doch in dieser Oberflächlichkeit knüpfen die heutigen Medien nur an die Medien der Nachkriegszeit an, erklärte Schriftsteller Bernt Engelmann, der eine Kontinuität von 1933 bis heute verzeichnet. Die Urheberrechte der damaligen Desinformation stehen Axel Cäsar Springer zu. Engelmann zur 'Bild'-Strategie: „Es ging nicht darum, das Volk zu informieren, sondern zu 'orientieren'“, sprich: zu manipulieren. Dieser Einfluß vereinte sich mit einem „Desinteresse an Geschichte“, wie es der Schriftsteller Rolf Hochhuth für die Bundsdeutschen feststellt. Ein Mangel an Geschichtsbewußtsein, der auch dazu führte, so Hochhuth, daß der Hitler-Attentäter Georg Elser nicht in die neue Brockhaus-Enzyklopädie aufgenommen wurde. Auf solchen weißen Lücken im Geschichtsbild sprießt die braune Saat - ein gefundenes Fressen für Rechtsextremisten.

Den Rechten wirksam zu begegnen, fällt JournalistInnen schwer. Einigen genügt es nicht, nur über internen Streit der REPs zu berichten. Andere bekommen für solche Hintergründe in ihrer Zeitung nicht ausreichend Platz. Dritte meinen, man müsse LeserInnen nur zu verstehen geben, daß jeder unter ihnen, der so denkt, „den Herrenmenschen in sich trägt“. Soziale Mißstände seien nicht alleine schuld. Schließlich wälzten Redner die Lösung des Problems auf die Gesellschaft ab; Journalismus könne dies nicht leisten, möge er noch so kritisch sein.

Es blieb am Wochenende bei zwei konkreten Beschlüssen der IG Medien: der Ausschluß etwaiger REP-Mitglieder aus der Gewerkschaft - und die Forderung, Regierungssprecher Hans Klein (CSU) solle wegen seiner Äußerung über das „internationale Judentum“ zurücktreten. Zu wenig, zieht man in Betracht, was die DDR-Journalistin Monika Gressler in Mainz befürchtete: „Die Gefahren sind mit der Öffnung der Mauer nicht geringer geworden.“

Joachim Weidemann

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