: Frere Sous Kolumne-betr.: Ein REP will reden - gehn wir Kaffee trinken!
Ein REP will reden - gehn wir Kaffee trinken!
Was tun wir mit den REPs, wenn sie erst mal in den Parlamenten sitzen? Einige Städte haben sich ja schon mit denen beklüngelt, und ich höre von den anderen Parteien schon das Geheul aller Schleimscheißer: man muß ja mit ihnen leben - wenn man sie verbietet, wenn man sie unterdrückt, die Armen, dann werden sie noch gefährlicher: Und auf den Fluren ballen sie die Faust in der Tasche. Und was, wenn REPs tatsächlich in den Bundestag einziehen?
Dann gibt's nur eins: kaltstellen, schneiden, wie Luft behandeln. Beansprucht einer seine Redezeit, soll er sie bekommen, aber es steht nirgends geschrieben, daß man ihm zuhören muß. Pocht einer auf Quoten, sollen sie aufs Jota erfüllt werden, aber er hat keinen Anspruch darauf, daß man mit ihm redet. Wer in den Ausschüssen mitarbeiten will, soll das tun, auch Unterlagen soll er bekommen, aber er kann nicht erwarten, daß er als zugehörig behandelt wird.
Auch ihre Diäten sollen sie überwiesen bekommen damit kein Geschrei ist. Aber für ihre Wahlschiebereien soll sich niemand außer Schönhuber interessieren.
Daß sie ja nicht kommen und röhren, man hätte ihnen ihre demokratischen Rechte beschnitten: die sollen ihnen gewährt sein vom Steuerabzug bis zum Dienstwagen. Aber wer hat irgend etwas mit dem zu schaffen, was sie vorzubringen haben?
Gewiß, abstimmen können sie. Da werden sie zusammenhalten, da werden ihre Stimmen ihr Gewicht haben. Sollten sie tatsächlich eines Tages die absolute Mehrheit erringen, dann mag ihre Republik in Eis und Finsternis fahren. Dann soll meine letzte Kolumne, bevor ich den Staub von den Füßen schüttle, enden mit dem Satz, den Tucholsky dachte und nicht sagte: An ihrer Dummheit sollen sie krepieren!
Das ist nur hoch gekommen, weil wir nicht wissen, was res publica ist. Corage gehört dazu, Rückgrat und das Bewußtsein, daß so etwas nicht in ein Parlament gehört. Sie mit geistigen Waffen schlagen! Dann gebt einem CDU -Hinterbänkler erst mal so viel Geist, daß er wenigstens nicht die Parteien verwechselt!
Gewiß kann man mit einem REP reden: Man kann ihn fragen, wie lange seine Rede dauern wird, ob sie für einen oder zwei Kaffees reicht. Fängt einer ein Gespräch an, kann man ihm ein Streichholz reichen, sein Parteibuch zu verbrennen. Auch kann man ihm ein ehrenvolles Austrittsgesuch zur Unterschrift vorlegen. Hat er Angst vor seinen Mitkerlen und macht ein Gezeter, kann man an einen anderen Tisch gehen.
Wenn die Fernsehkameraleute mitmachen und während REPs reden nur das abgekehrte Auditorium zeigen, wenn der Bundestagspräsident alle Geschäftsordnungstricks ausschöpft und die Tontechniker schon mal aus Versehn den Schieber unten lassen - was können die MdB-Rabauken dann noch als geschlossen auf die Bänke steigen und das Deutschlandlied gröhlen, damit man sieht, daß sie noch da sind. Und wie ich die andern kenne, werden sie aufspringen und mitgröhlen. Dann kriegen sie Fähnchen und können im Stadion tagen, und ins Wasserwerk zieht das Volk ein und bringt die Dinge in Ordnung.
Nein, wir müssen nicht mit ihnen leben, und wenn sie gefährlich werden, gibt es Mittel und Wege genug, sie zu bekämpfen. Bei der KPD war man um Mittel und Wege nicht verlegen.
Aber ich sehe schon, wie sie sich winden werden, alle Parteien, wie sie von Ausgewogenheit faseln und Meinungsfreiheit. Wären sie da mal früher aufgestanden.
HEL
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