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Im Krieg in El Salvador ist keine Ende in Sicht

■ Anschlag auf konservativen Politiker / Massaker an Jugendlichen entdeckt / In der Hauptstadt wird weiter gekämpft

San Salvador (afp/dpa/ap/taz) Der ehemalige Präsident des Obersten Gerichtshofs in El Salvador, Francisco Jose Guerrero, ist am Dienstag ermordet worden. Guerrero, der 1984 Präsidentschaftskandidat der konservativen Nationalen Versöhnungspartei war und in oppositionellen Kreisen als gemäßigter, wenngleich korrupter Konservativer galt, erlag kurze Zeit nach dem Anschlag in einem Krankenhaus der Hauptstadt San Salvador seinen schweren Schußverletzungen. Nach Angaben der Polizei wurde einer der Leibwächter Guerreros schwer verletzt, einer der Attentäter wurde getötet. Die Behörden des Landes beschuldigten die Guerilla, den Mordanschlag begangen zu haben.

Der von der salvadorianischen Armee totgesagte Führer des Gewerkschaftsdachverbands UNTS Guillermo Rojas ist lebend wieder aufgetaucht. Der 43jährige Rojas gab am Montag eine Pressekonferenz in der Hauptstadt. Er beschuldigte dabei die Armee, das Gerücht über seinen Tod verbreitet zu haben, um die Öffentlichkeit auf seine bevorstehende Ermordung einzustimmen. In der vergangenen Woche hatten die Streitkräfte mitgeteilt, Rojas sei am 18.November als Kämpfer der Guerilla gefallen.

Aus San Salvador ist ein zweites Massaker an Zivilisten bekanntgeworden. Wie Augenzeugen jetzt erst einem ausländischen Journalisten berichteten, sollen am 18. November, zwei Tage nach dem Massaker in der katholischen Universität, Armeesoldaten in der Armenvorstadt Cuscatangingo mehrere junge Männer zusammengetrieben haben. Minuten später fielen Schüsse, und Nachbarn fanden an einer Mauer die Leichen von sieben Jugendlichen, der jüngste 14 Jahre alt. Einige von ihnen hielten noch die Karte der Sozialversicherung in der Hand, mit der sie sich offenbar hatten ausweisen wollen. Die Pressestelle der Armee verweigerte jede Stellungnahme. Die Staatsanwaltschaft hat kein Verfahren eingeleitet.

Die Kämpfe zwischen Guerilla und Armee sind noch nicht beendet. FMLN-Truppen haben am Dienstag unter heftigen Feuergefechten mit dem Militär erneut Teile der Hauptstadt besetzt. In mehreren dichtbesiedelten Stadtvierteln am Rande der Hauptstadt San Salvador griff das Militär mit Gewehren, Granaten und Maschinengewehrfeuer aus Kampfhubschraubern die Einheiten der linken Befreiungsbewegung Farabundo Marti (FMLN) an.

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