: Volkseigene Giftanalyse
■ Teltower Elektronikfirma und Potsdamer Behörden reagieren auf Kritik / Giftmüllfässer werden untersucht / Bürgermeister bekam taz-Berichte
Der VEB Elektronische Bauelemente in Teltow hat jetzt auf die Kritik an seinem dubiosen Giftmülllager reagiert. Am Donnerstag nachmittag setzte der Kombinationsdirektor eine Untersuchungsgruppe ein. Drei Chemiker und ein Biologe sollen den Inhalt der etwa 240 Fässer analysieren, die in dem umstrittenen Chemielager stehen. Im nächsten Jahr will der Betrieb Destillen anschaffen, die die Lösemittelgemische trennen können. Die unabhängige Umweltschutzgruppe des Betriebes, die den Fall öffentlich gemacht hatte, betrachtete diese Reaktion gestern als Erfolg.
Für Montag haben sich auch die Potsdamer Bezirksbehörden in Teltow zu einem Ortstermin angesagt. Unter der Leitung von Umweltrat Walter Reichert wollen die Inspekteure prüfen, so Reicherts Stellvertreter Werner Herrmann zur taz, „was wirklich Sache ist“. Die Firma habe bisher offenbar „nicht alle Auflagen befolgt“, räumte der Behördenmann ein.
Auf dem Firmengelände nahe der Westberliner Stadtgrenze lagern, wie die taz berichtet hatte, etwa 70.000 Liter Lösemittelabfälle in teils rostigen Fässern. Die Betriebsumweltschutzgruppe machte den Fall am Mittwoch auch in West-Berlin publik.
Zuvor hatten die Umweltschützer auch eine Eingabe beim Potsdamer Rat des Bezirkes eingereicht. Die „Vorortkontrolle“ soll nun, so war in der Staatlichen Umweltinspektion des Bezirks zu erfahren, „im Beisein“ der „Eingeber“ stattfinden.
„Hilfe ist immer gut.“ Mit dieser „persönlichen Meinung“ reagierte der Potsdamer Vize-Rat Herrmann auf Angebote aus den Westberliner Nachbarbezirken Steglitz und Zehlendorf. Der Steglitzer Gesundheitsstadtrat Udo Bensel (AL) hatte offeriert, die DDR-Behörden bei der Analyse der Lösemittelabfälle zu unterstützen. Er will jetzt, wie er gestern der taz sagte, schriftlich ein Treffen mit dem Teltower Ratsmitglied für Umweltschutz vereinbaren.
Der Teltower Bürgermeister Manfred Graulich, der gestern Steglitz besuchte, war selbst über den Fall noch nicht informiert. Die Westberliner Bezirkspolitiker überreichten dem Bürgermeister deshalb die Artikel, die in der taz und gestern auch in weiteren Zeitungen zu dem Teltower Giftmüllfall erschienen waren.
hmt
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