: DOHM
■ Heike Brandt: "Die Menschenrechte haben kein Geschlecht - Die Lebensgeschichte der Hedwig Dohm"
Es wäre schön, man müßte Hedwig Dohm nicht mehr vorstellen. Schließlich war die 1919 im Alter von 87 Jahren gestorbene Autorin einer der brillantesten Köpfe der Frauenbewegung. Ihre Bücher sind in den letzten Jahren vor allem dank der aufopferungsvollen Arbeit der Schweizerin Berta Rahm wieder veröffentlicht worden. Leider nicht mit dem durchschlagenden Erfolg, den sie verdient hätten. Eine Reihe von Aufsätzen und kleinen Büchern ist auch schon über sie erschienen. Das informativste stammt von Heike Brandt, die sich im wesentlichen auf Berta Rahms Forschungen stützt, aber auch neue Quellen aufgetan hat. Darunter herrliche Fotografien wie das des Familienclans der Rosenberg-Dohms, dekorativ aufgebaut auf einer Verandatreppe mit Angestellten und Gepflanz. Hedwig Dohm sitzt muffig hinter einem runden Tisch mit in fleißiger Jungmädchenhandarbeit - Hedwig Dohm hat darüber manche bittere Bemerkung geschrieben buntbestickten Decke, hinter ihr ihre Tochter Maria Gagliardi, d'Annunzio-Übersetzerin und Mutter von Hedda Korsch. Ihre andere Tochter, die Mutter Katja Manns fehlt auf dem Bild. Wenn die Bildlegende sie nicht verschweigt.
Auch für Hedwig-Dohm-Fans wie mich gibt es Überraschendes in dem Band. Daß die Rebellin in der Kochstraße zur Schule gegangen ist, ein paar Schritte vom Domizil der taz entfernt, das rührt, ist aber vielleicht noch kein Erkenntnisgewinn. Hochinteressant und weiterer Forschungen wert ist ihre in Rom geschlossene Bekanntschaft mit einer schwarzen Bildhauerin, der Tochter einer befreiten Sklavin aus den USA. Da wüßte ich gerne mehr von. Eine ganze fremde Biographie steht da in zwei Sätzen vor einem. Heike Brandts Biographie folgt im wesentlichen den Werken ihrer Autorin, referiert sie, stellt sie in den zeitgeschichtlichen Kontext. Eine leicht zu lesende, immer interessante Einführung in Leben und Werk von Hedwig Dohm.
Heike Brandt: Die Menschenrechte haben kein Geschlecht - Die Lebensgeschichte der Hedwig Dohm. Beltz & Gelberg, 128 Seiten, mit 9 Fotos, 14,80 DM
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