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Mit Optimismus in die Neunziger

■ Bundesdeutsche Turnerinnen nehmen nach dem DTB-Pokal einen neuen Anlauf

Stuttgart (taz) - Ob der siebte DTB-Pokal, nur sechs Wochen nach der Weltmeisterschaft an gleichem Ort, noch auf Interesse stoßen würde? Schließlich hat man die Veranstaltung dadurch aufgewertet, indem erstmals Weltpokal -Punkte vergeben wurden. Das Publikum beantwortete die Frage positiv: Mit rund 18.000 Zuschauern zeigten sich die Veranstalter rundweg zufrieden.

Pfiffige Beamte, Angestellte und Schüler, die sich - als Fotografen verkleidet und vom Organisator unkontrolliert die Eintrittskarten sparten, täuschten allerdings ein Medieninteresse vor, das es in Stuttgart nicht gab, obwohl „es kein anderes Turnier gibt“, versicherte Ringe -Weltmeister Andreas Aguilar, „das so hochkarätig besetzt ist“.

Freilich, die Luft war ein bißchen draußen: Vizeweltmeisterin Lashchenova schlampte am Boden und überließ der 15jährigen Henrietta Onodi aus Ungarn den Sieg. Auch Vizeweltmeister Valentin Mogilny zeigte sich etwas müde und stieg sogar an seinem Meistergerät, dem Seitpferd, ab. Andreas Aguilar, mit Schauvorführungen und unzählige anderen Terminen beschäftigt, war in Stuttgart anwesend, obgleich er wegen einer Schulterverletzung zur Zeit keinen Wettkampf turnen darf.

Seine Mannschaftskameraden lieferten beim DTB-Pokal indes ein Ergebnis, das bislang nicht erreicht war: ein sechster Platz im Mehrkampf und dreimal Medaillen im Gerätefinale, und das im Feld von Europa- und Weltmeistern. „Wir haben eben gezeigt, daß wir doch nicht so schlecht sind wie unser Ruf“, schmunzelte Ralph Kern.

Doch während die Turner ihren Aufschwung fortsetzten, kam es bei den Frauen noch einmal zu einem Abschwung: sie erinnerten allesamt daran, daß es nicht nur vordere und mittlere Plazierungen bei einem Turnier gibt.

Die von WM und anschließenden Deutschen Mannschaftsmeisterschaften völlig ausgelaugten Turnerinnen, die, mit Ausnahme der 24jährigen Martina Litzka, verklemmt und eingeschüchtert wirken und sich von ihren DDR -Kolleginnen ein bißchen Lockerheit vorleben ließen, wurden das letzte Mal von Ex-Bundestrainer Hornig auf die Bühne gehoben. Sein Nachfolger, Wolfgang Bohner, der unter den Aktiven große Anerkennung findet, versicherte noch in der Halle, daß „ein solches Ergebnis sich im nächsten Jahr nicht wiederholen wird“.

Bohner gibt sich optimistisch, die Turnerinnen wieder ins Mittelfeld führen zu können. Er nimmt sich Etappen vor, kleiner Turniere, bei denen er seine Athletinnen international wieder bekannt machen will. Junge Turnerinnen, bislang noch nicht startberechtigt, sollen das jetzige Team verstärken. Daß sich Bohners Vorhaben nicht von heute auf morgen wird verwirklichen lassen, weiß er und gibt zu bedenken, daß die in fünf Monaten stattfindenden Europameisterschaften wohl etwas früh kämen. Doch die Männer -Riege befand sich schließlich auch vor einem Jahr in einem Tief, das sie erst jetzt so richtig überwunden hat.

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