: Ex-Co op-Chef verhaftet
■ Ex-Konzernchef Otto kommt freiwillig in die Bundesrepublik zurück / Noch am Flughafen verhaftet / Behörden werfen ihm Bilanzfälschung, Kreditbetrug und Untreue vor
Frankfurt (ap) - Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Einzelhandelskonzerns Co op, Bernd Otto, hat sich den Behörden in der Bundesrepublik gestellt. Nachdem die Frankfurter Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt hatte, kam Otto am Montag morgen mit einer Maschine der Lufthansa von Südafrika nach Frankfurt. Sofort nach der Landung des Flugzeugs um 06.40 Uhr wurde Otto noch auf dem Flugfeld von Beamten des Bundesgrenzschutzes verhaftet.
Der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Jochen Schroers, teilte auf Anfrage mit, Otto werde am Nachmittag dem Haftrichter vorgeführt. Haftgründe seien der Verdacht der Untreue zu Lasten der Co op AG, Bilanzfälschung und Kreditbetrug. Am Vormittag beriet sich der 59jährige mit seinen Anwälten.
Otto gehört zu derzeit 25 Personen, gegen die Frankfurts Staatsanwälte im Zusammenhang mit der Co op-Affäre ermitteln. Die Gesellschaft hat nach bisherigem Ermittlungsstand über mehrere Jahre hinweg tatsächlich entstandene Verluste als Gewinne ausgewiesen und aufgrund falscher Angaben Kredite in Milliardenhöhe bekommen. Nach der Festnahme von fünf ehemaligen Managern des Einzelhandelskonzerns am Mittwoch vergangener Woche hatte der Sprecher der Anklagebehörde erklärt: „Wir haben die Hoffnung, daß wir Herrn Otto vor ein deutsches Gericht bekommen.“ Zu den bisher Verhafteten gehören auch zwei frühere Vorstandskollegen Ottos.
Der vor zehn Jahren an die Konzernspitze gelangte Manager war im November vergangenen Jahres vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden, nachdem ihm vorgeworfen worden war, eigene Gesellschaften neben dem Konzern geführt zu haben. Danach hatte sich Otto mit seiner Familie nach Südafrika abgesetzt. Von dort aus wies er die Beschuldigungen zurück.
Neben den strafrechtlichen Ermittlungen laufen zwischen Otto und der neuen Konzernleitung auch Zivilverfahren. Zum einen hat eine Kölner Anwaltskanzlei die Co op AG auf Ansprüche aus Ottos Bezügen verklagt, wobei es dem Vernehmen nach um rund 250.000 Mark geht. Zum anderen hat der Konzern Schadensersatzansprüche gegen Otto und drei seiner früheren Vorstandskollegen in Höhe von 20 Millionen Mark erhoben.
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