piwik no script img

Verständigungs-Flop

■ John-Veranstaltung zum Thema Ausländerfeindlichkeit fand kaum Resonanz

Zu einem Gesprächsabend lud die Ausländerbeauftragte Barbara John am vergangenen Montag Übersiedler, DDR-Besucher und ausländische Berliner ein. Die Angst vieler Ausländer in Berlin, sie könnten in Zukunft von Aus- und übersiedlern ersetzt werden, bewog die Ausländerbeauftragte dazu, Neu -Berliner und Berliner mit ausländischem Paß zusammenzuführen. Eine Veranstaltung, die vor allem bei den Medien starke Beachtung fand. Die zwei anwesenden Übersiedler und vier Besucher aus Potsdam waren heißbegehrte Gesprächspartner.

In ihrem einleitenden Redebeitrag erklärte Barbara John die Ursachen der Migration. Sie warb um Verständnis für den weltoffenen, großzügigen und internationalen Charakter, den die Metropole West-Berlin nach 28jähriger Einmauerung habe. Sie unterstrich, daß die Ausländer keine Gäste seien, die man nun nicht mehr brauche, sondern Berliner, die seit zig Jahren hier lebten und weiterhin hier leben werden.

Ihre Frage, wie die Angst der „ausländischen Mitbürger“ vor der deutsch-deutschen Gefühlsaufwallung und Euphorie genommen werden könne, beantwortetn die Angesprochenen höflich und deutlich: „Mehr Arbeitsplatzsicherheit, keine Diskriminierung bei der Vergabe von Wohnraum und den Deutschen vergleichbare Bürgerrechte würden sehr viel helfen.“ Ansonsten, so eine junge Frau, sei sie froh, daß die Deutschen zur Zeit so mit sich selbst beschäftigt seien. „Dadurch lassen sie uns in Ruhe.“ Wenig hingegen konnte John anbieten, was die Ängste nehmen könnte. „Allerdings“, so die Absichtserklärung der Ausländerbeauftragten, „werden wir die Werbeaktion um Verständigung fortsetzen und eine Broschüre erstellen.“

Eberhard Seidel-Pielen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen