Wo bleibt das "Linke"?-betr.: Berichterstattung zum Mord an Conny und Berichterstattung zum Mord an Herrhausen

betr.: Berichterstattung zum Mord an Conny und Berichterstattung zum Mord an Herrhausen

Es ist zum Kotzen: Da werden in der wahrhaftig nicht revolutionären BRD DemonstrantInnen vor Wasserwerfer, Straßenbahnen und PKWs gejagt - und alle Welt geifert Richtung DDR, wo die Machtclique zu Beginn der sogenannten Novemberrevolution ein paar Panzer bereitgestellt (nicht zum Einsatz gebracht!) hat.

Da wird im jüngsten Fall Cornelia Wissmann von der Polizei in den Tod getrieben („plattgemacht“), doch auch die taz als einzige kritische Tageszeitung der BRD übernimmt in weiten Teilen Polizeidarstellungen.

Dann erwischt es einen der mächtigsten Männer im Lande und die ganze BRD einschließlich linker Öffentlichkeit spielt Entrüstung. Vom „brutalen Rückfall“ eines „feigen Anschlages“ in einer Zeit des Aufbrechens „bipolarer Konfrontationen“ ist die Rede, die Grünen äußern „tiefe menschliche und politische Abscheu“. Wo wart ihr Schreiberlinge und RednerInnen, als Conny starb? War das nicht brutal, feige und verabscheuungswürdig?

Der Grüne Lutz Sikorski bekennt sich angesichts des Herrhausen-Mordes zur „Gewaltfreiheit, dem obersten Prinzip in einer humanitären Gesellschaft“ ('FR‘ 2.12.89). Gewaltfreiheit, ja gerne! Doch als Polizeihundertschaften in Göttingen nach der Conny-Demo das JUZI mit einem Hilfe herbeifunkenden Streifenwagen „verwechseln“, waren die HüterInnen der Gewaltfreiheit merkwürdig ruhig. Versagt die Gewaltfreiheit bei dieser realen Gewalt?

Nein, Morde sind kein Mittel zur Herbeiführung einer wie auch immer aussehenden Revolution. Schlimm aber, daß die selbsternannte Linke dem staatlichen Terror derart sprachlos zusieht, um sich dann der verordneten Trauer anzuschließen, wenn es sich nicht um „irgendeine“ Antifaschistin handelt, sondern eben um die Führungsschicht des Landes. Wo bleibt da das „Linke“? (...)

Gerald, Sehnde