The Short Picture Show

■ Die Bremer Fehrfeld Studios zeigten ein Programm ihrer neuesten und älteren Kurzfilme

Ein schwarzes und ein weißes Zeichentrickmännchen zanken sich, und sie heißen natürlich Roy Black und Jack White. Der schöne alte Kiosk an der Schlachte wird zum Tatort eines üblen Verbrechens. Im Zeitraffer fährt ein Frachtschiff durch den Bremer Hafen. Solche Bilder gibt es in den Kurzfilmen des Fehrfeld Studios zu sehen, das am Ende seiner „ersten Deutschlandtournee“ in zwei Nachtvorstellungen seine Produktion wieder einmal zuhause vorstellte. H.J. Hofmann, Ali Eichelbach und Oliver Becker haben Buten zwar viele Preise und Lob eingeheimst, aber Binnen hatte sich das noch nicht überall herumgesprochen, und

das Cinema war nur gerade so gefüllt.

Zehn Filme in anderthalb Stunden - zuerst Zeichentrickfilme von Ali Eichelbach und Bettina Schwabach, die ein neues Mitglied der Fehrfeldscene ist, und deren drei Filme schön anzusehende Fingerübungen in all den Techniken des animierten Films sind, die man mit viel Malen, Zeichnen und Schnibbeln, und wenig Geld realisieren kann.

Oliver Beckers „Asche“ erzählte in schönen, unprätentiösen Schwarzweißaufnahmen mit den Stilmitteln des Stummfilms von der großen Liebe, einem Blechschaden, einer Kaffeemaschine und der Verzweiflung.

Danach gabs die allseits bekannte und beliebte Trilogie der „Verbrechen, die nie begangen wurden“, in deren Episoden die einzigen ernstzunehmenden Kinobilder von der Stadt Bremen seit Zadeks „Ich bin ein Elefant, Madame“ zu sehen sind. Schade, daß H.J. Hofmann für seinen bisher längsten und ambitioniertesten Film in die weite Welt gezogen ist, und in „die 7. Schwangerschaft“ soviel fernliegende Drehorte gepackt hat, wie es nur irgend geht. Die im Off erzählte Liebesgeschichte ist nur ein Vorwand für Hofmann, die Schauspieler Marie Ueltsen und Gilbert Wolter im kleinen Peugeot von Skandinavien bis Mailand fahren

zu lassen, und merkwürdige und wunderschöne Außenaufnahmen unter einen Hut zu bekommen. Aber wenn man genau hinsieht, erkennt man auch mal den Osterdeich und die Sielwallfähre, und Hofmann konnte seiner Vorliebe für Dampferfahrten im Zeitraffer auch diesmal nicht widerstehen. Der perfekte und originelle Schnitt, der spleenige Humor, der gute Soundtrack sowie ein genaues Gespür dafür, wo die Kamera hingestellt werden muß, machen „Die 7. Schwangerschaft“ zum glänzenden neuen Flaggschiff der Fehrfeld Studios. Ahoi und gute Fahrt.

W. Hippen