: Denkmalsschutz und Denkmalspflege in der DDR
Einen eindringlichen Appell, endlich auch Denkmalschutz und Denkmalpflege in die Kooperationsprogramme mit der DDR einzubeziehen, hat der Präsident des Deutschen Nationalkomitees des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS), Michael Petzet, an Bund und Länder gerichtet. Anläßlich der Eröffnung der Ausstellung „Jugendstilarchitektur in der DDR“ im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München sagte Petzet, dabei gehe es nicht in erster Linie um spektakuläre Restaurierungen, sondern einfach um Sicherung des noch vorhandenen gemeinsamen (?) „historischen Erbes“ vor weiterem Verfall. Die Altstädte der DDR mit ihrem reichen Baubestand vom Mittelalter bis zum Jugendstil der Jahrhundertwende sind nach Einschätzung zwar - soweit sie von Kriegszerstörungen verschont blieben - in ihrer historischen Substanz oft weit besser erhalten geblieben als so manche bereits im Zug des Wirtschaftsbooms der fünfziger und sechziger Jahre erneuerte Altstadt der Bundesrepublik. Doch nach jahrzehntelanger Vernachlässigung des einfachsten Bauunterhalts droht in vielen Fällen der vollständige Ruin. Denn zur Instandsetzung fehlt es nicht nur an Geld, sondern vor allem an Material und geeigneten Handwerkskräften, nachdem im Rahmen der bisherigen Planwirtschaft eine fast ausschließlich auf Neubauproduktion in Plattenbauweise ausgerichteten Bauindustrie zu den nötigen Reparaturen nicht in der Lage war. Um weitere Schäden zu verhüten, müßten erst einmal die Dächer wieder instandgesetzt werden. In diesem Zusammenhang werde man auch an Hilfe zur Selbsthilfe für Eigentümer und Bewohner von Baudenkmälern durch Material- und Mittelbereitstellung sowie technische Unterstützung denken müssen. Außerdem sollten bald Gespräche über mögliche denkmalpflegerische Maßnahmen mit den Verbänden des bundesdeutschen Handwerks und mit den Produzenten der dringend benötigten traditionellen Baumaterialien, etwa der Ziegelindustrie, geführt werden.
Die bis zum 22. Dezember geöffnete Fotoausstellung, die noch in weiteren Städten der Bundesrepublik zu sehen sein wird, zeigt einen kleinen Ausschnitt von insgesamt mehr als 20.000 Jugendstilbauten, die in unterschiedlicher Qualität und in unterschiedlichem Erhaltungszustand noch in der DDR existieren.
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