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Festnahmen wegen RAF-Verdacht

■ Hamburger Polizei nimmt drei Personen im Zusammenhang mit der RAF-Fahndung fest / Mobiles Einsatzkommando stürmt Mehrfamilienhaus / Beteiligung an Herrhausen-Attentat ausgeschlossen

Berlin (taz) - Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) hat die Hamburger Polizei am Donnerstag am späten Abend im Hamburger Stadtteil Billstedt vier Perrsonen festgenommen. Die Wohnung, in die ein schwerbewaffnetes mobiles Einsatzkommando mit schußsicheren Westen eindrang, wurde durchsucht. Wie die Bundesanwaltschaft gestern mitteilte, schließt sie inzwischen eine Beteiligung der Festgenommen am Herrhausen -Anschlag oder eine Mitgliedschaft in der RAF-Kommandoebene aus.

Die Festnahmeaktion lief offenbar unter Federführung der Karlsruher Bundesanwaltschaft (BAW). An ihr waren auch Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) beteiligt. Der Polizeieinsatz hatte die vier offensichtlich überrascht, bei der Festnahme leisteten sie keinen Widerstand. Anschließend wurden sie ins Hamburger Polizeipräsidium gebracht, wo ein BAW-Vertreter bereits zu ihrer Vernehmung wartete.

Die Karlsruher Behörde stellte die Festnahmen anfangs in Verbindung mit der Fahndung nach den flüchtigen Bewohnern einer konspirativen Wohnung, die am Dienstag in Lasbeck bei Bad Oldesloe entdeckt wurde. Im Zusammenhang mit den Verhaftungen der mutmaßlichen RAF-Mitglieder Ute Hladki und Holger Deilke in der Nähe von Husum hatte das BKA Fahndungsfotos von einer männlichen und einer weiblichen Person veröffentlicht. Beide sollen sich zusammen mit Hladki und Deilke in dem Lasbecker Haus aufgehalten haben. Die Frau soll etwa 28 Jahre alt und unter dem Namen Caroline aufgetreten sein. Das Alter des Mannes wird mit ungefähr 37 angeben. Er soll die Wohnung in Lasbeck unter dem Namen Karl -Heinz Gerken angemietet haben. Nach wie vor sucht die Behörde nach Hinweisen auf zwei Motorräder vom Typ Kawasaki, die gestohlen und in dem Bauernhaus sichergestellt worden waren. Eines davon trug ein gefälschtes Hamburger Kennzeichen. Für die Ergreifung der Gesuchten war eine Belohnung von 25.000 Mark ausgesetzt worden.

Die Hamburger Festnahmen gingen denn auch auf Hinweise aus der Bevölkerung zurück. Ein vor Ort eingesetzter Polizeiführer hatte bereits im Anschluß an die Festnahmen Zweifel am „Erfolg“ geäußert. Bei dem Gebäude, in dem die drei festgenommen wurden, handelt es sich nach seinen Wortem um ein „typisches Wohngemeinschaftshaus“. Normalerweise würden gesuchte RAF-Mitglieder darin nicht Zuflucht suchen. Auf Betreiben der BAW waren die Festgenommen zu Gegenüberstellungen mit Anwohnern des Bauernhauses in Lasbeck gebracht worden. Bis Mitternacht sollte entschieden werden, wer von ihnen dem Haftrichter vorgeführt wird.

Wolfgang Gast

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