: Jugendliche brauchen kein Bad
■ Potsdamer Hausbesetzer haben keinen leichten Stand / In dieser Woche soll über Mietvertrag verhandelt werden
Der 17jährige Potsdamer Lehrling Klaus ist stocksauer: In der vergangenen Woche haben seine Freunde das leerstehende Eckhaus Dortustraße 65 in der Potsdamer Altstadt besetzt, und er darf nicht dort wohnen. Schuld daran ist Klaus Grimmsens Mutter: „Die erlaubt mir nicht einmal, am Wochenende woanders zu schlafen. Einfach wegbleiben geht nicht. Die bleibt immer solange wach, bis ich nach Hause komme.“ Klaus verbringt tagsüber jede freie Minute in der Dortustraße 65. „Wenn ich nächsten Oktober 18 werde, mache ich zu Hause die Biege“, schwört er, während er im dritten Stock für das Straßenfest der Besetzer Kaffee kocht. Seine Sorge ist nur, daß man „dann keine Häuser mehr besetzen kann“.
Die zehn Besetzer im Alter zwischen 18 und 27 haben in der Dortustraße 65 keinen leichten Stand. Das der städtischen Gebäudewirtschaft gehörende Eckhaus, das seit August leer stand, gilt für Jugendliche als zu komfortabel, weil die Wohnungen groß sind und Bäder haben. Die Potsdamer BI „Argus“ hätte es es lieber, daß dort Familien einziehen. Daß die jungen Leute das Haus einfach besetzt haben, wird von so manchem in der BI auch deshalb nicht gutgeheißen, weil sie sich „einfach“ an der Schlange der 9.000 Potsdamer Wohnungssuchenden vorbeigedrängelt hätten. In dieser Woche soll ein Gespräch zwischen den Besetzern, dem Oberbürgermeister Bille, der Gebäudegemeinschaft und „Argus“ stattfinden. Saskia Hüneke von „Argus“ befürchtete gestern, daß sich der Oberbürgermeister für Mietverträge aussprechen werde, weil der Rat der Stadt im Moment zu allem „ja“ sage. Hüneke möchte lieber, daß den jungen Leuten weniger komfortable „Objekte“ angeboten werden.
plu
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen