: Trabis bis zu neunmal umweltschädlicher
■ ...als ein Viertakter / AL-Umweltsenatorin Michaele Schreyer stellte Trabi- und Wartburg-Testergebnisse der TU Berlin vor
Bei Zweitaktmotoren, wie sie in DDR-Wagen der Marken Trabant und Wartburg eingebaut werden, ist der Schadstoffausstoß im Vergleich zu Viertaktern bei den Kohlenwasserstoffen (HC) um etwa das Neunfache und beim Kohlenmonoxid (CO) um das Fünffache höher. Zweitakter liegen nur bei der Emission von Stickoxiden (NOx) deutlich niedriger als die im Westen üblichen Viertaktmotoren. Das geht aus der bislang bundesweit umfangreichsten Untersuchung von Zweitakt -Emissionen hervor, deren Ergebnisse am Montag in der Technischen Universität (TU) Berlin der Presse vorgestellt wurden.
Allein durch eine saubere Einstellung des Motors könne der Schadstoffausstoß bei den DDR-Personenwagen um 30 Prozent gesenkt werden, sagte Professor Heinz Appel vom TU-Institut für Fahrzeugtechnik. Im Auftrag der Senatsumweltverwaltung hatte die Hochschule auf ihrem eigenen Rollenprüfstand in den vergangenen vier Wochen zwei Trabants und zwei Wartburgs nach dem international üblichen Abgasprogramm namens ECE-R 15 getestet und mit Viertakt-Fahrzeugen westlicher Produktion verglichen. Gemessen an einem Katalysatorfahrzeug sind Wartburgs und „Trabis“ bei Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid sogar 100mal umweltschädlicher, bei vergleichbar niedrigem NOx-Ausstoß.
Neben einer besseren Wartung der Zweitaktmotoren könnten nachträglich eingebaute Katalysatoren die Abgase theoretisch um 80 Prozent mindern und damit auch den typischen Zweitakt -Geruch eliminieren, meinte AL-Umweltsenatorin Michaele Schreyer. Wegen der schlechten Verbrennung des Benzin/Öl -Gemisches seien Abgasreiniger aber nicht ohne weiteres zu montieren, betonte ein Sprecher der Umweltverwaltung. Der Verdacht, die DDR würde aufbereitetes Altöl für die Zweitakt -Mischung verwenden, habe sich nicht bestätigt.
Den DDR-Personenwagen die Zufahrt nach West-Berlin zu verbieten, wie es einige verärgerte Bürger gefordert hätten, gehe aufgrund internationaler Straßenverkehrsvereinbarungen nicht, sagte die Senatorin. Auch Hochrechnung der Umweltverwaltung würden einen solchen rigorosen Schritt nicht nahelegen.
Berechnungen zufolge, die auf dem Ansturm von DDR-Besuchern am ersten Wochenende nach der Maueröffnung basieren, sind DDR-Zweitaktwagen zu etwa zehn Prozent an der durch Straßenverkehr bedingten Luftverschmutzung in West-Berlin beteiligt, 90 Prozent stammten von den 750.000 Fahrzeugen West-Berlins. Durch dringende Appelle, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, besuchten heute nur noch zwischen 10.000 und 12.000 DDR-PKW täglich den Westteil der Stadt.
Nach Angaben des Berliner Senats sind in der DDR 3,7 Millionen Personenwagen zugelassen, davon fast zwei Millionen Trabants und 650.000 Wartburgs. 280.000 davon fahren in Ost-Berlin.
dpa
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