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Wir alle zusammen

 ■ S T A N D B I L D

(Der Musikantenstadl live aus Cottbus, So., 17.12., ARD und DDR 2, 20.15 Uhr) Wovon alle nur reden, wir haben es getan. Die großdeutsche Wiedervereinigung vollzog sich gestern zur besten Sendezeit auf Millionen Bildschirmen in der Bundesrepublik, der DDR, Österreich und der Schweiz. Unter der Leitung von Karl Moik klatschten, sangen und schunkelten wir gemeinsam, Schulter an Schulter, die warmen Leiber aneinandergeschmiegt, die Reihen in der Stadthalle Cottbus fest geschlossen, im Taumel der deutschen Volksmusik. Die Kitzbühelener Dirndln waren dabei, die Tanz- und Schuhplattlergruppe Schrunz, das Blasorchester „Schwarze Pumpe“ und wie sie alle hießen. Dagmar Koller sang „Es kommt schließlich alles, wie es kommen muß“, und die Kameras zoomten über eine begeisterte Menge aus dunkelbraunen Festanzügen, Trevira-2000-Kleidern, Polyesterpullis, Polyacrylhemden und gerippten Rollkragen. „Klatsch‘ in die Hände, stampf‘ auf den Boden, heut‘ sind wir alle dabei“, sangen wir gemeinsam, „denn Klatschen und Stampfen macht frei“. Und wieder rhytmisches Einheitsklatschen der langjährigen ParteigenossInnen, unserer Brüder und Schwestern, ein Trabi kam unter brüllendem Gelächer hereingeknattert, das staatliche Folklore-Ensembe der DDR führte altertümliche Balztänze auf, längst vergessenes germanisches Brauchtum wurde gepflegt, bayerische Krachlederne und österreichische Jodler, Chöre aus der Schweiz und zackige preußische Märsche, mit Pauken und Trompeten wurde das schöne große Deutschland beschworen, und wir wollen auch die Wolga-Deutschen nicht vergessen... „Jung san ma, fesch san ma“, und ein einig Volk san ma auch. Und schließlich kam auch Harald, stark angeheitert, auf die Bühne getaumelt, und das Cottbusser Publikum und wir alle vor dem Bildschirm erhoben uns wie ein Mann mit donnerndem Applaus. Wir sind das Volk. Wir wollen Volksmusik mit Apfelstrudel. Und Harald Juhnke for President.

Olga O'Groschen

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