El-Salvador-Demo

■ Betr.: Leserbrief von Michael Hagedorn, taz vom 11.12.89

betr.: Leserbrief von Michael Hagedorn, taz vom 11.12.89

Dein Resümee zur El-Salvador-Demo geht haarscharf daneben. Natürlich gab es in Frankfurt, wie bei fast jeder Demo, auch dümmliche Parolen, durchaus in der Art wie von Dir zitiert. Geprägt aber haben sie das Erscheinungsbild der Demonstration gewiß nicht. Denn auch jene schier leibhaftigen „schwarzen DemonstrantInnen“ haben ganz überwiegend nicht kindische Herrhausen-Sprüche skandiert, sondern politische Parolen gegen diesen real existierenden Kapitalismus, der im Osten jetzt riesige Triumphe feiert und gleichzeitig in Mittelamerika - einmal mehr - mit gnadenloser Brutalität sein etwas anderes Verständnis von „Freiheit und Demokratie“ offenbart: „Deutsche Waffen, deutsches Geld...“ und „USA - internationale Völkermordzentrale“ - das waren die Parolen der Demo! Zu behaupten, das medienmäßige Verschweigen einer solchen Demo (die - wie immer auch unzureichend und mit begrenztem Effekt - den Finger genau auf den wunden Punkt legt) sei geradezu ein Dienst an der Internationalismusbewegung, ist einigermaßen abwegig.

Dies gilt um so mehr, als daß die Demonstration auch einen klaren Dissens zu dieser totalen medienmäßigen Gleichschaltung, wonach nur noch die DDR und die CSSR überhaupt zu interessieren haben, zum Ausdruck gebracht hat. (...)

Gunter Schmidt, Mannheim