: Mann oh Mann!
■ Betr.: Von linken Anwälten und rechtsradikalen Feministinnen
betr.: Von linken Anwälten und rechtsradikalen Feminstinnen
Mit großen Interesse verfolgte am Freitag, den 1.12., und Dienstag, den 5.12.1989, eine breite Frauenöffentlichkeit einen Vergewaltigungsprozeß vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Moabit.
Der Angeklagte hatte in einer Kneipe eine Frau mehrfach vergewaltigt und schwer verletzt. Seiner Aussage zufolge waren die Verletzungen der Frau dadurch entstanden, daß er sich gegen ihre Zudringlichkeiten zur Wehr setzen mußte. Ansonsten konnte er sich aufgrund seines Alkoholkonsums angeblich nicht mehr an das weitere Tatgeschehen erinnern.
Anwalt Rainer Elfferding hatte noch vor einiger Zeit geäußert, er würde nur geständige Vergewaltiger verteidigen. Oder solche, von deren Unschuld er überzeugt sei (vergleiche taz vom 13.5.1988). Dies, um die Frau nicht noch ein zweites Mal zu quälen.
Im erwähnten Prozeß allerdings zog er alle Register, um das Gericht von der Unglaubwürdigkeit der Nebenklägerin zu überzeugen. So versuchte er, ihr übermäßigen Alkoholkonsum, außereheliche sexuelle Kontakte und Annäherungsversuche an den Angeklagten zu unterstellen. In seinem Plädoyer ging er sogar so weit, die Erektion des Angeklagten als Hirngespinst der Frau darzustellen. Dazu hätte es aufgrund des Blutalkoholgehalts des Täters gar nicht mehr kommen können.
Die Reaktionen der Nebenklägerin auf derartige persönliche Angriffe bezeichnete er als aggressiv. Die wiederholten Mißfallensbekundungen der Zuschauerinnen erklärte er sich und dem Gericht als Ausdruck „rechtsradikaler Ansichten“. Seine eigene linke Gesinnung bekundete Elfferding lediglich dadurch, den Sinn von Haftstrafen generell in Frage zu stellen. Die „Rachegelüste und Hinrichtungswünsche“ der anwesenden Frauen seien fehl am Platz. Begründung: Schließlich habe der Angeklagte durch die Verdrängung des Tatgeschehens Scham bewiesen, was eine Wiederholung der Tat ausschließe.
Wir danken Rainer Elfferding für dieses durchdachte Alternativkonzept als Beitrag zur Diskussion um Vergewaltiger und Knast.
Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen
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