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DDR-Bürger halten Mahnwache vor Botschaft

■ Ceausescu-Gegner desavourieren in Ost-Berlin gegen die Diktatur in Rumänien / Roter Farbbeutel am Botschaftsgebäude

Seit dem 18.12.89, 21 Uhr, halten DDR-Bürger Mahnwache vor der rumänischen Botschaft. Kurz vorher kamen in 'Aktuelle Kamera‘ und 'Tagesschau‘ die Berichte über die Morde an Demonstranten durch das Ceaucescu-Regime. Vorgestern abend, 23 Uhr: Die Botschaft ist von einer Kette Volkspolizisten abgeriegel, die Straße für Autoverkehr gesperrt. Gegenüber etwa 30 Leute der Mahnwache mit brennenden Kerzen. Am Gebäude prangert rote Farbe das vergossene Blut an. Alle Fenster sind dunkel.

Manche stehen schon 24 Stunden, so zum Beispiel eine Frau: „Ich bleibe so lange, bis dort keine Menschen mehr umgebracht werden.“ Auf einem Schild steht: „Ceausescu Mörder. Solidarität mit den Völkern Rumäniens!“ Vorgestern sprach der rumänische Botschafter zu ihnen: „Was wünschen Sie denn... Das Plakat ist 'ne Frechheit... Die Führung genießt keine Privilegien... Ihr Stehen ist doch sinnlos.“ Die Flaschen und Farbbeutel, die ans Botschaftsgebäude geflogen sind, wären Ausdruck neofaschistischer Tendenzen. Die Annahme von Geschenkpaketen wurde verweigert mit der Begründung, das Volk habe sich entschieden zu darben. Die Mahnwache versuchte noch einmal über das DDR -Außenministerium eine Annahme der Pakete zu erreichen dasselbe.

Bei dieser Mahnwache handelt es sich nicht um eine Aktion einer politischen Gruppierung, wie es die DDR-Medien berichteten. Es sind Bürger aus allen Schichten der Bevölkerung mit zum Teil unterschiedlichen politischen Überzeugungen. Nachts stehen sie zu viert oder fünft.

Kalle Winkler

Die Adresse: Rumänische Botschaft, Parkstraße, 1100 Berlin/Ost

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