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Bummelstreik bei der BVB

■ Neue Kohnregelung bei der BVB erregt die Bus- und Bahnfahrer / Debatten und „Dienst nach Vorschrift“

Undank ist der Welt Lohn. Seit dem 1. Dezember zahlen die Ost-berliner Verkehrsbetriebe (BVB) ihren Bus-, U-Bahn- und Straßenbahnfahrern etwa 20 Prozent mehr Gehalt. Trotzdem hat die neue „Lohnform“, wie die Regelung im DDR-Deutsch heißt, zu Unruhe und Protest unter den fast 12.000 Beschäftigten des Volkseigenen Kombinats BVB geführt. Die Neuregelung droht den Fahrern nämlich mit höheren Strafabzügen als bisher, wenn sie nicht zum Dienst erscheinen, ihre Fahrzeuge beschädigt zurückbringen oder den Fahrplan nicht einhalten.

Für die BVB-Oberen seien die Proteste „überraschend“ gekommen, meint Helmut von Bresinski, SED-Mann und Obermeister im Omnibus-Betriebshof Treptow. Schließlich hat man beim DDR-Verkehrsminister extra und ganz kurzfristig einen Fonds in Höhe von 9 Millionen Mark freigemacht, um das BVB-Fahrpersonal besser bezahlen zu können. Hintergrund des Lohnaufschlags war der „akute Arbeitskräftemangel“, der durch die Abwanderung in den Westen in letzter Zeit verschärft wurde. Bresinski: „Wir waren in Zugzwang.“

Um die „Arbeitsdisziplin“ zu verbessern, erhöhte die BVB gleichzeitig die Strafabzüge. „Wir wollen doch eine Leistungsgesellschaft“, verteidigt Obermeister Bresinski diese „Erziehungsmaßnahme“. Doch die Beschäftigten reagierten höchst ungezogen. Seit dem 1. Dezember gibt es nicht nur harte Debatten, sondern zum Teil auch „Dienst nach Vorschrift“: Die Fahrer und Fahrerinnen verweigern Überstunden.

Erschwert wird der Arbeiterprotest dadurch, daß es kaum Kontakte zwischen den verschiedenen BVB-Betriebsteilen gibt. Ein unabhängiges Arbeiterkomitee existiert in der BVB nicht, und die offizielle Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL) steckt den Kopf offensichtlich in den Sand. Auf taz-Anfrage weigerte sich die BGL gestern jedenfalls, telefonisch Stellung zu nehmen. Dafür sei „das Thema Lohn viel zu heiß“.

hmt

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