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Silvana Mangano

■ Italo Calvino über die italienische Schauspielerin

Silvana Mangano wurde am 21. April 1930 in Rom als Tochter eines sizilianischen Eisenbahnarbeiters und einer englischen Mutter in Rom geboren. Mit 16 Jahren wurde sie zur „Miss Rom“ gewählt. Berühmt wurde sie durch ihre Rolle als kurvenreiche Landarbeiterin in Giuseppe de Santis „Bitterer Reis“ aus dem Jahr 1949. Kinogänger in aller Welt erinnern sich auch heute noch bei der Erwähnung ihres Namens an die damals 19jährige Sexbombe im enganliegenden Pullover, die während der Reisernte in der Po-Ebene in knappen Shorts und schwarzen Strümpfen im Wasser stand. Später arbeitete sie mit den Regisseuren Mario Monicelli, Vittorio de Sica und Luchino Visconti zusammen. Ihren größten Ruhm aber erntete sie als Lieblingsdarstellerin von Pier Paolo Pasolini, mit dem sie unter anderem „König Ödipus“ (1967) und „Decamerone“ (1971) drehte. 1970 hatte sie als Mutter in Viscontis „Tod in Venedig“ noch einmal weltweit Erfolg. Sie erlag in der Nacht zum vergangenen Samstag einem längerem Krebsleiden. Am 4. Dezember war sie in eine Madrider Klinik gebracht worden, wo ihr am vergangenen Montag ein Lungentumor entfernt wurde. Seither hatte sie im Koma gelegen. Die Schauspielerin lebte seit 1986, nachdem sie sich von von ihrem Ehemann, dem italienischen Produzenten Dino de Laurentiis, getrennt hatte, in der spanischen Hauptstadt; dort lebt ihre Tochter Francesca.

Die Tageszeitung der Kommunistischen Partei Italiens 'L'unita‘ veröffentlichte am 15.12.89 Auszüge aus einem Artikel, den der junge Journalist Italo Calvino im Sommer 1948 über die Dreharbeiten von „Bitterer Reis“ geschrieben hatte. Sichtlich begeistert war der schmale werdende Autor von der statuarischen Schönheit der unbekannten Silvana Mangano. Er schrieb: „Silvana Mangano ist einer der großen Glücksfälle der Filmgeschichte. Sie ist Römerin, 18 Jahre alt, Gesicht und Haare wie die Venus von Botticelli, aber von stolzerem Ausdruck, süß und stolz zugleich, die Haut gespannt und rein, ohne Schatten, ohne Glänzen, Schultern, die sich öffnen, süß wie eine Kammee, die triumphierenden Linien der Büste von strenger Harmonie, die Taille wie die einer schlanken Stele und ein wunderbarer Rhythmus voller, langgeschwungener Kurven. Kurz gesagt: Silvana Mangano hat mich sehr beeindruckt und ich muß sagen, es gibt keine Fotografie, die auch nur eine Idee von ihr vermitteln könnte.“ So schrieb Italo Calvino am 14. Juli 1948 in 'L'Unita‘.

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