piwik no script img

Unterhaus läßt deportieren

London (taz) - Das britische Unterhaus gab gestern abend seine Zustimmung zu weiteren Deportationen vietnamesischer Flüchtlinge aus Hongkong. Nach dreistündiger Debatte ergab sich eine Mehrheit von 90 Abgeordneten für die „obligatorische Rückführung der Boat people“ nach Vietnam. Die Labour Party protestierte scharf gegen die Zwangsrepatriierung. Der außenpolitische Sprecher der Partei, George Foulkes, beschuldigte die USA der Heuchelei. Er sagte: „Die USA sind zu Recht gegen die gewaltsame Repatriierung. Aber sie wollen die logische Konsequenz nicht akzeptieren: Vietnam muß der Weg zurück in die internationale Gemeinschaft ermöglicht werden. Die USA müssen ihre Vendetta gegen Vietnam beenden.“ Foulkes fügte hinzu, daß nur eine umfangreiche Wirtschaftshilfe die Situation in Vietnam verbessern könne. Er forderte IWF und Weltbank auf, Geld für ein Hilfsprogramm zur Verfügung zu stellen. Selbst unter den Tories fanden die Deportationen nicht ungeteilte Zustimmung. Sir Julian Amery, konservativer Abgeordneter aus Brighton, nannte das Repatriierungsprogramm „unakzeptabel und obszön“, weil es darauf hinauslaufe, Menschen in dasselbe Gefängnis zurückzuschicken, aus dem sie gerade entkommen seien.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen