Ein Film, der endet wie er schließt

■ „The Alligators“, bundespreisgekrönter Bremer Jugendfilm

Bremen ist eine junge Stadt. Allüberall strebt es nach aufwärts, kommenden Zeiten entgegen, lebt auf mit neuesten Medien und Technologien. Das alte Bremen mit seinem Zuckerbäcker-Rathaus und den Huckepack-Tierchen ist vorbei, ist pure Staffage zum Zwecke des Touristen-Schröpfens. Die Zukunft gehört der Jugend und die erhebt schon ihren Anspruch auf die Gegenwart.

Auch auf dem Gebiet der laufenden Bilder scheint es die Jugend zu sein, die mit dem moderneren Medium, Video, über die Grenzen der freien Stadt hinaus Wellen schlägt. Die „United Video Artists“, Video-Jugend-Gruppe am Bürgerhaus Weserterrassen, beispielsweise, haben für ihr erstes Spielfilm-Video „The Alligators“ beim Wettbewerb „Video und Jugend 89“ der Bundesministerin Lehr einen imposanten und mit immerhin 500 lächerlichen Mark dotierten Preis

eingeheimst. Mit dem Juroren-Erfolg im Handgepäck gehen sie nun auf Tour mit ihrem Film, durch die Bürgerhäuser der Umgebung und zu anderen Festivals, weil so ein Film nur dann einen Sinn macht, wenn er auch gesehen wird. Und zwar von den richtigen Leuten.

Ein Film um den ebenso ersehnten wie unerwarteten Welt -Erfolg einer Pop-Band. Um den ewigen Traum aller jungen Rock-Musiker. Um die Depression, als Songwriter und Saxofonist Tom (Dirk Arlt) ermordet wird, und den neuen Elan, den die Band findet, als dessen Freundin (Christiane Müller) einen neuen Song aus Toms Feder verteilt. Ein Film, der sich filmisch von den naiven Träumen distanziert, die er nicht leugnet. Der einfach, und stellenweise rasant erzählt, trickreich mit den Möglichkeiten der Kamera und des Schnitts arbeitet. Die Musik von Größen der Rock-Geschichte verklammert die ein „United Video Artists“, Joachim Ackermann, Thorsten Fabig, Patrick Kölsch, Benjamin Moßdorf

zelnen Sequenzen und verleiht dem Film Groove.

Eineinhalb Jahre haben die Jungfilmer und ihre Anleiter (Gitta Hastmann, Richard Gottsgeldweg und Peter Goge) an ihrem Spielfilm gearbeitet, haben erst eine Grund

idee entworfen, sie zu einem groben Szenenplan ausgefeilt, passende Drehorte in Bremen gesucht und gefunden, schließlich gedreht und geschnitten. Eineinhalb Jahre regelmäßig zwei Gruppentreffen in der Woche, etliche gemeinsam verbrachte Wochenenden, Drehtage und Schnittnächte. Kilometer an bespieltem Videoband, jede Szene etliche Male wiederholt - das hält eine Gruppe nur aus, wenn ihre Mitglieder sich gut verstehen.

Im Gespräch betonen das die Videoartisten auch und meinen, daß die anstrengende, lange Zusammenarbeit nur deshalb so gut hat klappen können, weil sie schon befreundet gewesen waren, als sie vor drei Jahren anfingen, in der Videogruppe des Bürgerhaus Weserterrassen Video-Clips zu drehen. Anstrengend sei es schon gewesen, aber der Spaß war immer dabei und das nächste Projekt ist schon in der Planung. Und so endet dieser Film wie er schließt - mit den Worten: „The Beginning“.

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