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„Schön laut Krach“

■ Das Publikum war buntgemischt: Vom Punk über Hippie, Skinhead bis hin zum Biedermann war fast alles vertreten

Mit verkiffenem Gesicht streicht die 50jährige Verwaltungsleiterin des gewerkschaftseigenen Kulturhauses Elektrokohle durch das Publikum im hinteren Teil des dunklen Saals, während vorn auf der Bühne die „Einstürzenden Neubauten“ röhren. Die Verwaltunsleiterin ist auf der Jagd nach Rauchern. Kaum hat sie einen ertappt, entreißt sie ihm die brennende Kippe, um diese mit spitzen Fingern draußen im Foyeraschenbecher auszudrücken. Ein wahrhaft aussichtsloser Kampf: Noch bevor sie weg ist, gehen die nächsten Kippen an.

Das Publikum ist buntgemischt: Von Punks mit Irokesenschnitt, Skinheads, Langmähnigen in Hippykluft und bieder Gekleideten - fast alle Typen sind vertreten. Auch einige deutlich ältere Semester haben sich zu den „Neubauten“ gewagt. So ein Vater, der „aus purer Neugier“ mit seinem Sohn gekommen ist, es dann aber doch vorzieht, dem Konzert bei halber Phonzahl im Foyer zu lauschen. Wahre Fans, wie drei Militärdienstleistende aus Cottbus, haben weder die weite Anreise noch die schlaflose Nacht gescheut, um bei dem ersten Auftritt ihrer heißgeliebten Band dabei zu sein: Um halb vier Uhr nachts müssen sie zurück, weil sie morgens pünktlich wieder in der Kaserne sein müssen. Zwei Punks, die eigens aus Rostock angerückt sind, tun die Füße vom langen Rumlaufen durch Ost-Berlin so weh, daß sie vom Fußboden nicht mehr hochkommen: „Einfach geil, schön laut Krach“, stöhnt einer.

plu

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