: Das neue Jahr mit Schlagstock begrüßt
■ Sielwall-Silvester: same procedure as every year / Polizeibeamte mit Flaschenhagel empfangen / Sieben Festnahmen
Silvester auf der Sielwall Kreuzung: Same procedure as every year. Mit viel Geknalle, einem großen Freudenfeuer, Sekt
in Strömen, Glasscherben und dem schon traditionellen Polizeieinsatz begann das neue Jahrzehnt auf der Grenze zwischen Ostertor
und Steintor. Nach rund vier Stunden endete die Riesenfete mit einem Schlagstockeinsatz von rund 100 behelmten und schildbe
wehrten bremischen Polizeibeamten. Sieben der etwa 500 Fetengäste verbrachten anschließend den Rest der Neujahrsnacht in Haftzellen.
Dabei hatte - noch im alten Jahr - alles friedlich-fröhlich gutgelaunt angefangen: Ab 23.30 Uhr sammelten sich z.T. bunt bemalte und reichlich mit China-Böllern, Faber- und Aldi -Sekt ausgestattete BegrüßerInnen des neuen Jahrs auf der traditionsreichen Kreuzung. Einzelne hatten Blasinstrumente, viele gute Bekannte, einige brennbares Material mitgebracht. Mit in dicken Schichten von den anliegenden Häusern abgezogen Plakaten, ausrangierten Ohrenssseln und ausgedienten Fensterrrahmen wurde mitten auf der Kreuzung ein Feuerchen entfacht, dessen Flammen mit der Stimmung, dem Alkohlpegel und dem Scherben-Meer geleerter Flaschen wuchsen, ohne jedoch größere Unruhe in den Polizeiautos auszulösen. Direkt vor dem 'Rotkäppchen‘ wurde noch um halb zwei in einem Mannschaftswagen fröhlich Doppelkopf gespielt. Zwei wei
tere standen - bis auf einen Vorrat alkoholfreier Getränke völlig verwaist am Ortsamt. Die Beamten begnügten sich damit, PKWs weiträumig um die feten-blockierte Kreuzung herumzulotsen.
Erst in den frühen Morgenstunden, lange nachdem die Scherben nicht mehr allein von Sektflaschen stammten, sondern die ersten Schaufenster zu Bruch gegangen waren, marschierten plötzlich am Dobben, am Ostertorsteinweg und vor dem Steintor Polizeikordons auf. Die mit Helm und Schild geschützten wurden mit zu Wurfgeschossen umfunktionierten leeren Sektflaschen begrüßt. Mehrere Gäste der Fete wurden auf ihrem unfreiwilligen und eiligen Nachhauseweg daraufhin knüppelschwingend bis zum Körnerwall verfolgt. Die Kreuzug blitzartig geräumt. Als die meisten Gäste schon gegangen waren, löschte die Feuerwehr das Feuer, Reinigungstrupps beseitigten Scherben und zerfetzte Böllerhülsen. Ab 5 Uhr fuhr die Straßenbahn planmäßig ins neue Jahr.
kvr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen