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Argentinien: US-Dollar wird Währung

■ Verzweifelte Bemühungen zur Rettung des Wirtschaftssystems / Abwertung 11.000 und Inflationsrate 5.600 Prozent / Maßnahmenkatalog soll heute bekanntgegeben werden

Buenos Aires (dpa) - Angesichts des unaufhaltsamen Verfalls der Währung in Argentinien, unkontrollierbarer Preissteigerungen und Lebensmittelknappheit aufgrund von Hamsterkäufen hat die Regierung am späten Samstag abend an die Bevölkerung appelliert, die Ruhe zu bewahren. Der in der vergangenen Woche neu ernannte Wirtschaftsminister Erman Gonzalez kündigte nach mehrmaligem Verschieben seiner Ansprache kurz vor 23 Uhr (Ortszeit) im Fernsehen einen neuen Wirtschaftsplan an, den die Menschen mit „Glauben und Hoffnung erwarten“ sollten. Die Ankündigung dieses Planes wird für den heutigen Dienstag erwartet, an dem alle Banken des Landes ihre Pforten geschlossen halten müssen.

Übereinstimmend berichteten jedoch die Zeitungen, daß dieses neue Programm unter anderem die Umstellung des gesamten ökonomischen Systems auf Dollarbasis vorsieht, um die erneute Hyperinflation in der zweitgrößten Nation Lateinamerikas zu bekämpfen. Entgegen allen Ankündigungen trat Präsident Menem nicht vor die Fernsehkameras, um der Bevölkerung die Regierungsentscheidungen zu erläutern.

Nach den Presseberichten wird der US-Dollar auch offiziell zur Ersatzwährung Argentiniens. Die Konsequenz der erwarteten und teilweise schon spürbaren währungspolitischen Korrekturen bedeuten unter anderem eine Abwertung des Australs um etwa 100 Prozent. Während der US-Dollar in der vergangenen Woche noch für 1.900 Austral gewechselt wurde, mußten bei den Wechselstuben jetzt schon knapp unter 4.000 Austral bezahlt werden. Der Wertverlust der Landeswährung im Vergleich zum Dollar betrug 1989 über 11.000 Prozent. Die Inflation wird für das zu Ende gehende Jahr auf 5.600 Prozent veranschlagt, wie die Tageszeitung 'Pagina 12‘ schrieb.

Eingeführt werden soll auch eine neue Währungseinheit, die den Namen „Federal“ tragen und deren Verhältnis zum US -Dollar 1:1 ausmachen soll. Dies würde bedeuten, daß von den gegenwärtig im Umlauf befindlichen Geldnoten drei Nullen abgestrichen werden müssen. Die Nachrichtenagentur 'Noticias Argentinas‘ meldete am Samstag unter Berufung auf hochangesiedelte Kreise des Wirtschaftsministeriums, daß der gesamte Plan von einem Überbrückungskredit der USA abhänge, dessen Bewilligung und Höhe noch unbekannt waren.

In Erwartung der wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Regierung hatten sich vor Supermärkten und Tankstellen lange Menschen- und Autoschlangen gebildet. In wenigen Stunden waren im Großraum der von etwa zwölf Millionen Menschen bewohnten Hauptstadt Buenos Aires viele Warenlager ausverkauft. Kreise des Militärs, die dem nationalistischen Flügel der Streitkräfte nahestehen, sprachen von künftigen Maßnahmen, die einem „wirtschaftlichen Genozid an der Bevölkerung“ gleichkämen.

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