piwik no script img

Nicht 'BZ' lesen - eigene Gedanken machen-betr.: "Verliebter drehte durch", taz vom 12.12.89

Betr.: „Verliebter drehte durch“, taz vom 12.12.89

Daß Fraueninteressen bei Euch seit einiger Zeit nicht mehr der gleiche Stellenwert eingeräumt wird, wie das noch in der taz-Frühgeschichte der Fall war, ist ja auch schon einigen LeserbriefschreiberInnen vor mir aufgefallen. Frau, vielleicht auch man, denkt dabei unter anderem an das allmähliche Versinken der Frauenseite ins Bedeutungslose oder das spurlose Verschwinden der ...Innen (letztere sollen dem Vernehmen nach in den Amtsblättern des Berliner Senats noch eine kümmerliche Existenz fristen).

Dennoch - vor Artikeln wie „Verliebter drehte durch“ glaubte ich mich durch Lektüre der taz bisher abgesichert zu haben. Da wird aus einem Studenten, der eine Sozialarbeiterin durch zahlreiche Messerstiche lebensgefährlich verletzt hat, ein „aus unerwiderter Liebe handelnder Verliebter“, aus der jungen Frau, die er seit fünf Jahren ständig belästigt und bedroht hat, wird „seine Angebetete“ und aus der Sozialarbeiterin, die diesen Mann durch ein Gespräch zur Vernunft bringen wollte, wird die „Freundin seiner Angebeteten“. Der/dem für diese Überschriften Verantwortlichen empfehle ich, wegen Gefahr des Abfärbens allzu häufige Lektüre der 'BZ‘ zu vermeiden und sich statt dessen vermehrt eigene Gedanken über die real existierenden Machtstrukturen zwischen Frauen und Männern zu machen.

Ulla, Berlin 31

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen