Bald Hunger im Sudan

■ Bürgerkrieg behindert Hilfslieferungen für den Süden

Khartoum (afp) - Zwischen Mai und Oktober 1989 sah es so aus, als gäbe es Hoffnung für die hungernde Bevölkerung im Süden des Sudans: Trotz der Bürgerkriegswirren gelang es der UNO, Nahrungsmittel und Hilfsgüter in die Krisengebiete zu schaffen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) begann mit einem Notprogramm, das die Bauern bei dem Wiederaufbau der Landwirtschaft unterstützte. Doch seit zwei Monaten stocken die Lieferungen wieder, da die Militärregierung aus Sicherheitsgründen alle Transporte verboten hat, und das IKRK-Projekt droht zu scheitern. Nun droht im Sudan erneut eine Katastophe. Ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und der Rebellenbewegung „Volksarmee zur Befreiung des Sudan“ (SPLA) scheint weiter entfernt als je zuvor. Solange jedoch Bürgerkrieg herrscht, sind nicht nur die Transporte auf dem Lande oder in der Luft praktisch unmöglich, sondern die Militärjunta in Khartoum verbietet auch den Ausbau des Straßennetzes: Die Rebellen, so lautet die Begründung, könnten über die neu erbauten Straßen und Brücken Waffen erhalten. Trotz Versprechungen der Regierung von Omar el Beschir scheiterten die Verhandlungen zwischen den Militärs und den Rebellen. Seitdem haben die Kämpfe wieder zugenommen, und Khartoum legt den internationalen Hilfsorganisationen Steine in den Weg. So behauptete das Regierungsmitglied Mohamed el Amine Chalifa, er könne beweisen, daß die „Aktion Life Line“ der Vereinten Nationen auch Waffen für die Rebellen geliefert habe. Der Absturz eines Flugzeugs einer französischen Hilfsorganisation (MSF), das am 21.Dezember nahe der Stadt Aweil abgeschossen worden war, diente Omar el Beschir als Bekräftigung für das Verbot der Hilfslieferungen in den Süden. Die SPLA und die Militärs beschuldigen sich inzwischen wechselseitig, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Die Rechnung der Regierung scheint aufzugehen: MSF verkündete nach dem Unglück, die Arbeit in Aweil würde eingestellt. Die Stadt und ihre von Regierungstruppen kontrollierte Umgebung ist ein schwarzer Fleck auf der Hungerlandkarte des IKRK. In dem Durchgangsgebiet, das zwischen den Bürgerkriegsfronten liegt, befinden sich zwischen 30.000 und 50.000 Flüchtlinge. Aufgrund der schlechten Ernährungslage fliehen manche von diesen weiter in den Norden Sudans, wo sie den Angriffen kriegerischer Araberstämme ausgesetzt sind. In den ländlichen Gebieten um die Stadt Aweil ist die Ernährungslage bis Ende Januar gesichert. Doch in den Städten ist die Lage katastrophal. Die vorhandenen Lebensmittelvorräte werden zu Schwarzmarktpreisen verkauft, die den offiziellen Wert um das Vielfache übersteigen. Über eins sind sich alle einig: Nur ein dauerhafter Friede kannn das Hungerproblem im Sudan lösen.