: AKW Würgassen bleibt kalt
■ OVG Münster lehnt Eilantrag zur Wiederinbetriebnahme ab
Berlin (taz) - Der am 22. Dezember vergangenen Jahres vom Düsseldorfer Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen ausgeknipste Siedewasserreaktor Würgassen bleibt wegen unzureichendem Brandschutz vorerst kalt. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster wies am Dienstag abend einen Eilantrag der Betreiberfirma PreussenElektra (PreAg) gegen die Still legungsanordnung zurück. Das öffentliche Interesse an einem sicheren Betrieb des umstrittenen Meilers habe Vorrang vor den Gewinninteressen der PreussenElektra, begründeten die OVG-Richter ihre Entscheidung.
Im November vergangenen Jahres hatte die Betreiberfirma selbst in einem dem nordrhein-westfälischen Wirtschaftsminister vorgelegten sogenannten Brandschutzkonzept schwere Sicherheitsmängel eingestanden (siehe taz vom 2.2.90). Man sei jedoch optimistisch, die Probleme mit „Anpassungsmaßnahmen an den gegenwärtigen Stand von Wissenschaft und Technik“ in den Griff zu bekommen, erklärte PreAg-Sprecher Peter-Carl Rühland gestern nach der OVG-Entscheidung gegenüber der taz. Die Möglichkeit einer „Inertisierung des Sicherheitsbehälters mit Stickstoff“ sei lange beantragt. Einem Brand im Maschinenhaus des Reaktors könne mit Hilfe „organisatorischer Maßnahmen“ begegnet werden.
Sein Unternehmen bleibe weiterhin der Auffassung, daß die „Anpassungsmaßnahmen“ auch ohne Betriebsunterbrechung durchgeführt werden könnten. Deshalb werde die Klage gegen die Stillegungsverfügung vor dem OVG Münster in der Hauptsache weiterverfolgt. Auf die Frage, ob er überhaupt mit einer Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks rechne, antwortete Rühland mit einem klaren Ja. Noch für diesen Monat seien parallel zur juristischen Auseinandersetzung Gespräche mit den Fachleuten der Atombehörde anberaumt. Dabei werde es weiter um die Realisierung der von seinem Unternehmen vorgeschlagenen Maßnahmen gehen.
Von der „Neubewertung“ der Brandschutzprobleme durch das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium sei PreussenElektra überrascht. Ein kurzfristig von der Behörde vorgeschlagenes Fachgespräch und eine formelle Anhörung habe man in der Vorweihnachtswoche abgelehnt, weil „aus unserer Sicht nicht erkennbar war, warum die Termine vorterminiert werden sollten“, sagte Rühland. Statt dessen hatte die Betreiberfirma den zuvor wegen eines Störfalls stillgelegten Reaktor wieder angefahren und damit Jochimsens Stillegungsverfügung ausgelöst.
gero
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