: Drogenhaus gegenüber dem Haus für Cleane - bitte nicht
■ Betr.: Haus Schmidtstr.5 für Drogenabhängige, taz 16.12.
Bezogen auf den Zeitungsartikel vom 16.12.89 in der taz haben wir erfahren, was mit dem Haus Schmidtsr.5 geplant ist. Wir sind ehemalige Drogenabhängige, die in der Schmidtstr.34 bei der Bremer Hilfe zur Selbsthilfe e.V. (direkt gegenüber) im Projekt „ambulante Ganztagsbetreuung“ Therapie machen und möchten/ müssen Ihnen unsere Bedenken mitteilen. Da das Haus direkt gegenüber ist, haben wir Angst. Wir möchten ein krasses Beispiel geben: Kann ein Alkoholiker in einer Kneipe Therapie machen und trocken bleiben? Wir finden nicht!
Wir haben uns für das Leben ohne Drogen entschieden. Es wäre aber für uns eine extreme Gefährdung, wenn wir in Einzelgesprächen oder in der Gruppe nach weiteren cleanen Perspektiven für uns suchen und beim Blick aus dem Fenster mit dem Milieu konfrontiert werden, wo wir hergekommen sind und wo wir rauswollen. Wir müssen lernen, uns abzugrenzen, aber es ist für uns schon schwierig genug, das im Viertel auch zu schaffen.
Es ist ein Unding, daß wir die Planung erst durch die Presse erfahren haben, und daß keiner, weder der Ortsamtsleiter noch der Beirat, an uns, die Betroffenen, gedacht hat. Das stinkt, denn uns werden dadurch noch mehr Steine in den Weg gelegt; unsere aufgebauten Existenzen werden kamikazehaft von der Bremer Drogenpolitik zunichte gemacht. Herzlichen Dank!
Grundsätzlich finden wir es gut, eine Übernachtungsmöglichkeit für Frauen zu schaffen, aber aus o.g. Gründen haben wir Angst vor diesem Standort. (Unterzeichnet mit 8 Vornamen und dem Zusatz:
Weil wir unsere Anonymität wahren wollen
unterschreiben wir nur mit unseren Vorname
40.000 mal Danke!
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