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Atomlobby formiert sich

■ AKW-Direktor will weg von der Braunkohle und keine neuen Kohlekraftwerke / Für Energiesparen und mehr Atomkraftwerke

Berlin (ap) - Der Generaldirektor des Kombinates Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“ in Greifswald, Reiner Lehmann, hat ein neues Energiekonzept für die DDR gefordert, das unter anderem die Errichtung neuer Atomkraftwerke vorsieht. Die bisher einseitig auf die Nutzung eigener Rohbraunkohle orientierte Energiepolitik sei in der DDR nicht mehr durchzusetzen, sagte er dem 'Neuen Deutschland‘.

In erster Linie sollten alle Möglichkeiten der rationellen Energieanwendung genutzt werden. „Letztlich müssen wir jedoch die Strukturen unserer Volkswirtschaft, so die der chemischen Industrie, schrittweise verändern und damit auch die Strukturen der Primärenergieträger entscheidend beeinflussen. Förderquoten von 320 Millionen Tonnen Rohkohle pro Jahr, wie sie das bisher gültige Konzept für 1995 vorsieht, sind weder technologisch, politisch noch ökologisch akzeptabel. Wir plädieren dafür, diese Quoten um mindestens 50 bis 70 Millionen Tonnen zu reduzieren.“

Bei Elektroenergie rechnete Lehmann mit jährlichen Zuwachsraten um zwei Prozent. Dies entspreche dem internationalen Trend und erfordere bis zum Jahr 2000 in der DDR einen Zuwachs von etwa 8.000 Megawatt. „Dem steht aber bisher nur ein gesicherter Zuwachs von 3.800 Megawatt in den beiden Kernkraftwerken Greifswald und Stendal gegenüber. Wegen der verringerten Förderung von Rohbraunkohle und dem Zwang zur Reduzierung der Umweltbelastungen ist es nicht mehr möglich, weitere Kohlekraftwerke zu errichten.“ Also müsse der entscheidende Zuwachs aus der Atomkraft kommen. Das sei mittelfristig die einzige Alternative, wenn man ständige Importe von Elektroenergie ausschließen wolle.

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