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Eine neue 'Post‘ in Jerusalem

Mittlerweile wurden zwanzig Redakteure der angesehenen Zeitung gefeuert / Neuer Chefredakteur ernannt / Neues Blatt geplant / Kaum öffentliches Interesse in Israel  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die englischsprachige 'Jerusalem Post‘ sieht auf den ersten Blick zwar noch genauso aus wie früher, allerdings hat man beim Lesen den Eindruck, ein anderes Blatt in den Händen zu halten. Mittlerweile wurden zwanzig führende Redakteure vom neuen Herausgeber Jehuda Levy gefeuert, die vertrauten Namen der Berichterstatter fehlen. Die angesehene Zeitung war im April letzten Jahres in den Besitz der kanadischen Hollinger -Gruppe übergegangen, die Levy eingesetzt hatte (die taz berichtete). Die Redakteure hatten die Entlassung Levys gefordert.

Ein Zeichen, welchen Weg die neuen Besitzer beschreiten möchten, ist die Ernennung des politisch rechtsstehenden Mitarbeiters David Gross zum neuen Chefredakteur. Die Hollinger-Gruppe und ihre lokalen Vertreter in Israel wollen die 'Post‘ in ein Massenblatt verwandeln, das seine Leserschaft unter den zionistischen Kreisen in den USA und Kanada findet.

„Es war ein Kampf um Prinzipien“, erklärte der gefeuerte Wirtschaftsredakteur Shlomo Maoz. „Er ist vorbei. Eine ganze Ära fand ihr Ende.“ Die Zeitung war im Jahre 1932 gegründet worden. Demgegenüber sagte Levy im israelischen Fernsehen: „Ich habe ein Blatt mit Verlusten übernommen, ein Blatt, das von Journalisten gemacht wurde. Ich will es wie ein bussiness-manager führen.“ Einige der gekündigten Journalisten planen die Herausgabe einer neuen Zeitung.

Die 'Jerusalem Post‘, die sich von einem Blatt der Arbeiterpartei in den letzten Jahren zu unabhängigeren Positionen entwickelt und international an Ansehn gewonnen hatte, war praktisch Israels Medium in aller Welt. „Leider ist die israelische öffentliche Meinung gegenüber Werten wie der Pressefreiheit nicht sensibel“, kommentierte Amos Shapira von der Juristischen Fakultät Tel Avivs in einem Interview. „Breite Teile der Öffentlichkeit stehen der Presse feindlich gegenüger und versuchen, sie zu zügeln. Das ist, für sich genommen, bereits ein gefährlicher Prozeß“.

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