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Cristiani: Militärs begingen Jesuitenmord

■ Der salvadorianische Präsident räumte erstmals eine Beteiligung von Armeeangehörigen an dem Massaker im Jesuitenkonvent ein

San Salvador (afp) - Der salvadorianische Präsident Alfredo Cristiani hat am Sonntag abend eingeräumt, daß Mitglieder der Armee für die Ermordung von sechs Jesuiten und zwei Angestellten der Universität von San Salvador am 16.November verantwortlich sind. In einer im Rundfunk und Fernsehen übertragenen Rede erklärte Cristiani, „gewisse Elemente der Armee“ seien an dem Attentat beteiligt gewesen. Die Namen der betreffenden Militärs nannte er jedoch nicht. Ein Ehrengericht aus hochrangigen Militärs sowie „Zivilisten makellosen Leumunds“ werde bei den weiteren Ermittlungen mitwirken und das Urteil über die Beschuldigten sprechen, kündigte Cristiani an.

Wenige Stunden vor der Ansprache hatte der salvadorianische Sender YSK über die Festnahme mehrerer Personen, darunter Militärs, im Zusammenhang mit der Ermordung der Jesuiten berichtet. Unter Berufung auf sichere Quellen hieß es in dem Sender weiter, eine Untersuchung mit US-amerikanischer, spanischer und britischer Unterstützung habe die Festnahmen ermöglicht. Nach Darstellung von Stabschef Oberst Rene Emilio Ponce wurde über Angehörige einer Eliteeinheit Ausgangssperre verhängt. Es handele sich dabei um Mitglieder der Einheit, die zwei Tage vor dem Mord das Haus der Priester durchsucht hätten. Die sechs Jesuiten sowie ihre Köchin und deren Tochter, waren am 16.November auf dem Gelände der katholischen Universität UCA in San Salvador überfallen und erschossen worden.

Die katholische Kirche El Salvadors hat am Sonntag die rechtsgerichtete Regierung von Präsident Alfredo Cristiani und die Guerillabewegung Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) erneut zur Wiederaufnahme des im November abgebrochenen Dialogs aufgerufen. Der Weihbischof von San Salvador, Gregorio Rosa Chavez, betonte in einer Predigt nachdrücklich die Bedeutung der Friedensverhandlungen für die Zukunft des mittelamerikanischen Landes. Unter Hinweis auf die blutigen Kämpfe im November, bei denen etwa 4.000 Zivilisten, Soldaten und Rebellen getötet wurden, sagte der Bischof, solange es keine „festen Abkommen“ zwischen Regierung und FMLN gebe, könne in El Salvador „alles mögliche geschehen“. Rosa Chavez erklärte, daß die Kirche bereits Kontakt zu Vertretern der Regierung und der Guerilla aufgenommen habe. Dabei habe sich gezeigt, daß es es nicht unmöglich sei, die Verhandlungen fortzusetzen. In Anspielung auf die kommende Abstimmung im US-Kongreß über eine Weiterzahlung der Militärhilfe für El Salvador erklärte der Weihbischof, es habe sich gezeigt, daß sich der seit zehn Jahren anhaltende Konflikt auf kriegerischem Weg nicht lösen lasse.

14 US-amerikanische Bischöfe sind Ende vergangener Woche zu einem Solidaritätsbesuch in El Salvador eingetroffen. Sie wollen die salvadorianischen Kirchenführer und -mitarbeiterInnen unterstützen, die wegen ihres Einsatzes für die Menschenrechte verfolgt werden. Auf einer Pressekonferenz am Samstag unterstrichen die Bischöfe ihre Unterstützung für die salvadorianischen Priester, die nur deswegen diffamiert würden, weil sie sich für die Armen einsetzten.

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