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Afrikanische Filmtage in Bremen, 2. Teil:

■ Diesseits von Afrika

Afrika war im Kino bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich eine folkloristische Kulisse für Starauftritte von Humphrey Bogart, Meryl Streep und Klaus Kinski. Auch die wenigen kritischen Abrechnungen mit dem Kolonialismus wurden von Europäern inszeniert und oft schlich sich da ein gönnerhafter Rassismus in die Bilder der guten, schönen und armen Schwarzen mit ein.

Afrikanisches Kino entwickelt sich sehr langsam und mühsam seit etwa zwanzig Jahren - weil das Filmemachen sehr teuer ist und die Regisseure auf keine Tradition zurückgreifen konnten.

Die neuen, aufwendigeren Filme aus Afrika ließen sich auch nur als Ko-Produktionen mit Geldern aus Europa verwirklichen und die Regisseure haben ihr Handwerk im Ausland gelernt. Aber dennoch kann man seit einiger Zeit von einer eigenständigen afrikanischen Filmkultur sprechen. So gibt es Filme, die international ausgezeichnet werden und in Deutschland dann auch einen Verleih fanden. Die Veranstalter der „Afrikanischen Filmtage“ hätten zum Beispiel gerne den in Cannes prämierten „Yaaba“ aus Burkina Faso gezeigt, aber der deutsche Verleih hält ihn bis zum Start in den Kinos unter Verschluß. „Yeelen“ von Souleyman Cisse lief im letzten Jahr in den Kinos, und Cisse aus Mali ist durch diesen Erfolg fast so etwas wie der erste afrikanische Star -Regisseur geworden, dessen frühere Filme auf den Festivals neu entdeckt werden.

„Finye“, den er 1982 drehte, wird heute abend gezeigt. Darin geht es um die Konflikte zwischen alten Autoritätsfiguren wie einem Häuptling und dem Militärgouverneur einer Großstadt und ihren Kindern, deren Revolte sie blutig niederschlagen. „Die Kraft der Filme von Souleyman Cisse kommt ohne Zweifel aus der Tatsache, daß er einer der ersten afrikanischen Filmregisseure ist, die keine Rechnung mit Europa zu begleichen haben. Sie sind vielmehr eine direkte Auseinandersetzung mit der eigenen Gesellschaft auf der gegenwärtigen Stufe der Entwicklung“, schreibt der Filmhistoriker Boughedir.

Aber neben den seriösen Werken gibt es auch Unterhaltungsfilme aus Afrika, und „La Vie est Belle“ von Benoit Lamy scheint solch eine Komödie mit viel Musik zu sein, in der Papa Wemba - ein „Superstar aus Zaire und der Erfinder des Rumba Rocks“ - die Hauptrolle spielt (11.1.).

Am 15. 1. werden drei Kurzfilme aus Burkina Faso, Somalia und dem Senegal gezeigt, und den Abschluß bildet am 16. 1. „Saaraba“ von Amadou Saalum Seck. In der Koproduktion mit dem kleinen Fernsehspiel des ZDF erzählt Seck, der selber in Deutschland studierte von der Heimkehr eines jungen Senegalesen nach 17 Jahren Auslandsaufenthalt und seiner Desillusionierung. Denn die traditionelle Lebensart seines Dorfes ist längst der modernen Allerwelts-Zivilisation mit Drogen, Fernsehen, Arbeitslosigkeit und Motorrädern gewichen. Der Regisseur wird am 16.1. anwesend sein und nach der Vorführung mit den ZuschauerInnen diskutieren.

Wilfried Hippen

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