: OL: Stadion wechselt für 2,8 Mio. die Besitzer
■ Bremer Finanzgesellschaft kauft Oldenburger Stadion
„Sechs Richtige im Lotto“ - so beschrieb Jürgen Halle, Schatzmeister des VfB Oldenburg, am Montag abend auf der Delegiertenversammlung des Vereins das Kaufangebot für das eigene Fußballstadion an der Donnerschweer Straße. Runde 2,8 Millionen Mark wird der hoch verschuldete Verein für das traditionsreiche Gelände kassieren, nachdem die Mitglieder bei nur einer Gegenstimme dem Verkauf zustimmten. Zwei Investorengruppen hatten bis zum Schluß gut im Rennen gelegen, die angebotenen Zahlungskonditionen der Bremer Kaufinteressenten befand das Vereinspräsidium jedoch für so „überzeugend“, daß die Entscheidung letztlich leicht fiel.
In der Tat: Während die Firma Mey & Mey aus Schlewig -Holstein die Hälfte der Kaufsumme erst nach Erteilung einer neuen Baugenehmigung durch die Stadt zahlen wollte, überweisen die Bremer den gesamten Millionenbetrag bis Ende Februar. Skeptische Nachfragen seitens der Delegierten kamen in der nur halbstündigen Debatte erst auf, als der Vereinsvorsitzende den Namen der Bremer Gruppe lüftete: „Gesellschaft für die Vermittlung von Finanzierungen und Beteiligungen mbH“. Erinnert fühlte sich da mancher an aufsehenerregende Verspekulationsgeschäfte der
letzten Jahre. Vertreten war die anonyme Firmengruppe bei den Kaufverhandlungen durch den Bremer Notar und Treuhänder Ernst Sennhenn. Die im Handelsregister als Geschäftsführerin firmierende Frau Stoessel war einigen unter den Vereinsmitgliedern bekannt: als „Strohfrau im Hauptberuf“, wie es einer ausdrückte. Welche Gesellschafter aber hinter der Finanzierungs-GmbH, die im Bremer Telefonbuch nicht aufzufinden ist, stecken und welche künftigen Nutzungsinteressen sie haben, darüber konnte VfB-Präsident Klaus Berster am Montag keine Auskunft geben.
Um den Verkauf des Stadions hatte es zwischen Verein und Stadt jahrelange Verhandlungen gegeben. Die politische Mehrheit des Rates mit SPD, Grünen und DKP hatte es wiederholt abgelehnt, das Gelände in städtisches Eigentum zu übernehmen. Auch eine Ausweisung des Geländes im Bebauungsplan als „Sondergebiet“, damit hätte sich für den Verein eine günstigere Verkaufssituation ergeben, beschloß der Bauausschuß nicht. Der VfB geht nun davon aus, daß Abriß - und Baugenehmigung noch solange auf sich warten lassen, daß die erste Fußballmannschaft noch bis Juni '91 im alten Stadion spielen kann.
anh
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