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Ein Achteck für den König

■ Die Baugeschichte des Leipziger Platzes / Von Friedrich Wilhelm I. bis Erich Honecker

Drei große Plätze ließ König Friedrich Wilhelm I. anlegen, als er 1731 die Erweiterung der Friedrichstadt befahl. Eine kreisrunde Form erhielt der Belle-Alliance-Platz, der unter dem Namen Mehringplatz heute zwischen tristen Kreuzberger Wohnsilos ein Schattendasein fristet. Als Achteck ließ der König den Leipziger Platz umreißen und als Quadrat den Pariser Platz hinter dem Brandenburger Tor. Ein Dokument für „die rationalistische Weltsicht der Frühaufklärung“ sei diese Grundrißplanung, erläutern die Ostberliner Architekten Schatz und Reinisch.

Anfangs waren es vor allem königliche Beamte und freie Handwerker, die rund um den Leipziger Platz wohnten. Mitte des vorigen Jahrhunderts wandelten sich die Adelspalais in Bürgerhäuser, die in der Gründerzeit wiederum viergeschossigen Mietshäusern weichen mußten. Wie der benachbarte Potsdamer Platz rückte der Leipziger Platz in die Mitte der rasant wachsenden Stadt. Berühmt wurde das 1905 bis 1907 erbaute Kaufhaus Wertheim. Unweit nördlich standen zahlreiche Ministerien, hier baute Albert Speer für Hitler eine neue Reichskanzlei.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Platz fast völlig zerstört, die Reste in den 50er Jahren abgebrochen. Erst vor zwei Jahren „entdeckte“ die DDR-Regierung die Brachfläche als Baugelände. Seit dem Juli 1988, nach einem internen Wettbewerb, ziehen Bauarbeiter achtstöckige Wohnbauten hoch, die weit über die Mauer zu sehen sind. Einige tausend Wohnungen sollten entstehen, in Plattenbauweise nach dem Modell der „Wohnbauserie 70“. Der alte Stadtgrundriß wurde ignoriert. An den alten Standort von Hitlers Reichskanzlei erinnert nicht einmal eine Tafel. Kritiker des Projekts, von denen es in der Ostberliner Architektenschaft nicht wenige gab, wurden bis zu Honeckers Sturz nicht beachtet. Am Montag will nun die Stadtverordnetenversammlung über die Zukunft des Leipziger Platzes diskutieren und womöglich entscheiden.

hmt

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