piwik no script img

Neu im Kino: „How To Make Love To A Negro Without Getting Tired“

■ Kleines Gähnen

Was für ein Titel! Aber „How To Watch This Movie Without Getting Tired“ hätte auch gut gepaßt. Denn der zweite Spielfilm des kanadischen Regisseur Jaques W. Benoit hat Längen. Die gesamte letzte Hälfte zum Beispiel. Es ist nie unangenehm langweilig, dafür sorgen schon der jazzige Soundtrack von Manu Dibango und die vielen hübschen Mädchen, die sommerlich leicht bekleidet den Hauptdarsteller umschwirren. Aber wirklich interessant und witzig ist nur das erste Drittel. Da stellt Benoit uns die Freunde Man und Bouba vor - und diese beiden schwarzen Bohemiens kennenzulernen, ist erst einmal eine uneingeschränkte Freude.

Man ist der Schwarze, vor dem die weißen Männer wirklich Angst haben müßen. Denn dem unanständig attraktiven Charmeur läuft jede junge, schöne und reiche Frau von Montreal hinterher. Bouba ist dagegen ein afrikanischer Oblomov, der nur selten sein Bett verläßt, dort Freud, den Koran und Jazzmusik studiert und surreale philosophische Theorien übers Teetrinken oder die Vorzüge von Sex mit dicken, häßlichen Frauen ausbrütet.

Die beiden sind intelligent, witzig und originell, und zuerst ist man froh, sie kennengelernt zu haben. Aber dann kennt man sie langsam, und nichts entwickelt sich weiter. Die rassistischen Vorurteile werden ironisch auf den Kopf gestellt, doch das alleine ist noch nicht abendfüllend. So wie Man von einer schönen Blonden in die vornehme Villa der nächsten Brünetten flaniert, so spaziert auch der Film ein wenig zu selbstzufrieden daher.

Daher überzeugen auch die Erzählstränge nicht. Es soll zwar so wirken, als wäre Man als ehrgeiziger Schriftsteller im ständigen Kampf mit seinem ersten Roman. Zu sehen ist nur, wie er gemütlich mit seiner Schreibmaschine auf einer Parkbank in der Sonne sitzt. Die drei Dealer, die den ganzen Film über geheimnisvoll herumgrummeln, sie würden schon noch mit dem „gottverdammten Negerpack“ abrechnen, sollen auch bedrohlich wirken, aber der Rachefeldzug dieser Pappkameraden wird zu behäbig in Szene gesetzt und entpuppt sich am Ende als enttäuschend harmlos.

Die beiden Hauptdarsteller retten den Film vor dem großen

Gähnen. Issach De Bankole, der auch schon in Claire Denis‘ „Chocolat“ den schönen Schwarzen gespielt hat, scheint sich zum Sidney Poitier der neunziger Jahre zu entwickeln. Er

spielt den Man als sinnlichen, sehr charmanten und - jawohl - unschuldigen Ladiesman, der - wie Joni Mitchell einmal

sagte - einer Klapperschlange die Klapper ausziehen könnte. Auch Maka Kotto faulenzt als Bouba wunderbar souverän auf

dem Diwan. Aber zwei Lebenskünstler machen noch keinen guten Film. Nett und locker ist er. Reicht Ihnen das?

Wilfried Hippe

Ab heute täglich im Cinema um 20.45 Uhr zu sehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen