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Ungeklärtes Vogelsterben

Hamburg (taz) - Nach Angaben des Deutschen Hydrographischen Instituts (DHI) in Hamburg ist der vom Tierschutzbund vor wenigen Tagen veröffentlichte neue Umweltskandal in der Nordsee auf eine „Fehldiagnose“ der beteiligten Wissenschaftler zurückzuführen. Der Münsteraner Zoologieprofessor Gerd-Heinrich Neumann, zugleich Leiter der Sylter Rettungs- und Forschungsstation des Tierschutzbundes, hatte im Gefieder von sieben auf seiner Station verendeten Lummen das Gift Nonylphenol nachgewiesen und von weiteren 900 toten Seevögeln in den Niederlanden mit denselben Vergiftungen berichtet. Nach seinen Schätzungen seien etwa 10.000 Seevögel allein im Jahre 1989 an der in der Nordsee bisher nicht nachgewiesenen Chemikalie zugrundegegangen.

Nachdem das DHI - Bundesaufsichtsbehörde für die Einleitung von Abfällen auf See - Einsicht in die Analyseprotokolle der Münsteraner Wissenschaftler genommen hat, erklärte DHI -Mitarbeiter Gerhard Dahlmann gestern, die Diagramme seien falsch gedeutet worden. Bei den untersuchten Proben aus dem Gefieder der toten Vögel handele es sich ebenso wie in den Niederlanden in Wahrheit um das Reinigungsmittel Nonyletoxalat in Verbindung mit Palmöl.

Während der Grundstoff Nonylphenol als besonders giftiger Stoff nicht in die See eingeleitet werden darf, ist das Nonyletoxalat nach Angaben des DHI zum Reinigen von Schiffstanks auf See zugelassen. Ungeklärt blieb bis gestern, ob die untersuchten Vögel an dem Reinigungsmittel zugrunde gegangen sind. Nach Aussagen des DHI könnten sich aufgrund der noch ausstehenden Befunde für die Zulassung des bisher erlaubten Stoffes „möglicherweise neue Aspekte“ ergeben. Der Tierschutzbund und Neumann wollten die Aussagen des DHI zunächst überprüfen.

Gabi Haas

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