: Schlichtweg unverschämt-betr.: "BRD-Prominenz warnt die SED", taz vom 8.1.90
betr.: „BRD-Prominenz warnt die SED“, taz vom 8.1.90
Daß die DDR-Opposition bessere Arbeits- und Darstellungsmöglichkeiten fordert, ist notwendig. Allerdings schlichtweg für unverschämt halte ich westdeutsche PolitikerInnen, die diese Forderung als Rüge an die SED mißbrauchen.
Denn gerade bei uns im „freien“ Westen kann von einer Unterstützung demokratischer BürgerInnenbewegungen durch Bereitstellung von Büro- und Arbeitsräumen, Zeitungskontingenten usw. von seiten der SPDCDUFDP, das heißt von Staats wegen, nur geträumt werden. (Mensch stelle sich vor: Die BI gegen die WAA bekommt von der bayerischen Staatsregierung ein Büro mit Computer und Telefon.)
Es hat Jahre gedauert, bis die Grünen außer ihren bescheidenen eigenen Mitteln wenigstens den Rechtsanspruch auf Staatsknete hatten (Die Stiftung der Grünen wartet immer noch auf das geschuldete Geld) und sich Büros und kleine Zeitungen selbst zulegen konnten. Von einem Rechtsanspruch auf staatliche Arbeitsräume können nichtparlamentarische Gruppen in der BRD bis jetzt nur träumen.
Und Monopolstrukturen im Medienbereich sind ja bei uns unbekannt, wie jeder linksalternative Presseverantwortliche zu bestätigen weiß.
Aber auch die taz hat ihre Ursprünge vergessen. Anstatt eines kritischen, auch mal wieder nach Innen gerichteten Kommentars (oder sogar mehrerer Beiträge) widmet sie dem „Haltet den Dieb„-Geschrei unserer MonopolpolitikerInnen hüben wie drüben seitenlange Artikel.
Axel Bretzke, Darmstadt
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