: Levys Pille für die 'Post‘
■ Der neue Herausgeber der israelischen Tageszeitung besänftigt Rumpfredaktion / Blatt soll unabhängig bleiben
Jerusalem (ap/taz) - Die neuen Besitzer der rennomierten englischsprachigen israelischen Tageszeitung 'Jerusalem Post‘ hat mit den ihm nach einer Massenkündigung verbleibenden Redakteuren ein Abkommen geschlossen. Damit will er offenbar verhindern, daß sie in den Streik treten, wie ihre Kollegen seinen Rücktritt fordern oder auch abwandern. Am Mittwoch garantierte Levy der Rest-Redaktion schriftlich, daß die Zeitung frei und unabhängig bleiben werde. Er erklärte, er habe sechs Redakteure gebeten, die Kündigung zurückzunehmen.
Levy war von der kanadischen Verlagsgruppe Hollinger, die die 'Jerusalem Post‘ im April gekauft hatte, im Juli zum Herausgeber berufen worden. Der ehemalige Offizier, der während des Libanon-Krieges im Pressebüro der israelischen Armee arbeitete, war zuletzt als Leiter eines Reisebüros tätig.
Chefredakteur Erwin Frenkel, der das Blatt seit 28 Jahren neben zwei Dutzend weiteren leitet, bekannte, Redakteure und Reporter hätten aus Protest gekündigt, nachdem Levy im Dezember angekündigt hatte, er werde großen Einfluß auf die Redaktionsarbeit nehmen. Außerdem hatte er einen regierungskritischen Kommentar Frenkels aus der wöchentlich erscheinenden Auslandsausgabe genommen. In diesem Editorial hatte Frenkel die Berichtersattung und das Credo der Zeitung verteidigt, nachdem Ministerpräsident Jitzhak Shamir bei einer Presseschelte die 'Post‘ ausdrücklich in die Reihen der Blätter aufnahm, die seiner Ansicht nach dem Ansehen Israels im Ausland schaden. Die Gekündigten wollen jetzt eine neue Zeitung gründen.
b.s.
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