piwik no script img

Keine Autobahn

■ Momper bleibt bei Koalitionsaussage / Von Neuköllner Baustadtrat gewünschte Anbindung in Treptow nicht gegeben

Die Öffnung der Mauer ist für den Senat kein Anlaß, sich mit Vorschlägen zum Weiterbau der Stadtautobahn nach Neukölln zu befassen. Das bekräftigte jetzt auf taz-Anfrage die stellvertretende Senatssprecherin Ingvild Kiele (AL). Erst in der letzten Woche hatte Neuköllns Baustadtrat Wolfgang Branoner (CDU) eine neue persönliche Entscheidung des Regierenden Bürgermeisters Momper für den Autobahnbau gefordert. Er berief sich dabei auf ein entstandenes „Gesamtberliner Interesse“. „Branoner hofft wohl, daß ihm Momper ein Stück weit entgegenkommt - aber da gibt es eine ganz eindeutige Haltung des Senats“, sagte dazu Frau Kiele.

Ganz so klar war das nach dem 9. November nicht mehr. Mitte November hieß es beispielsweise von Bausenator Nagel (SPD), das Ende der Autobahn an der Gottlieb-Dunkel-Straße sei „aus regionaler Sicht fraglich“. In den Fußstapfen der Neuköllner SPD sprach sich Nagel explizit für den Weiterbau aus. Nach Branoners Vorstellungen könnte die vom alten CDU-Senat bis zur Ballinstraße im Neuköllner Industriegebiet geplante Betonpiste mittelfristig bis nach Treptow reichen. Dabei hat die Sache aber laut dem zuständigen Verkehrsplaner in der Umweltverwaltung, Heribert Guggenthaler, einen Schönheitsfehler: Eine entsprechende Anbindung im Osten sei „auf jeden Fall nicht gegeben“.

Die Darstellung des im November 1987 geänderten Flächennutzungsplans (FNP) ging noch davon aus, daß die Autobahntrasse einmal an der Dieselstraße zum östlichen Güterbahnhofsgelände Treptow hinüberschwenkt und dann direkt auf das S-Bahn-Ostkreuz zuführt. Bei dieser Variante gebe es schon bei der Einführung der Trasse in das Bahngelände „unheimliche“ bauliche Schwierigkeiten, meinte der Experte aus der Umweltverwaltung. Eigentlich sei schon am Treptower Park „Ende der Fahnenstange“, auf jeden Fall benötige man am Bahnhof Ostkreuz mit seinen diversen Ebenen „unvorstellbare Brückenbauwerke“. Guggenthaler: „Das geht eigentlich gar nicht, haben uns die Ostplaner gesagt.“

Kritik an dem Vorstoß Branoners übte unterdessen auch der Architekt Volker Martin. Mit der Bereichsentwicklungsplanung (BEP) im nördlichen Neukölln beauftragt, war von Martin letzte Woche eine „Überdeckelung“ der Autobahn an der Weserstraße zugunsten von 500 Wohnungen und neuen Gewerbehöfen vorgeschlagen worden. Dem Baustadtrat sei es „ziemlich egal“, ob die Autobahntrasse irgendwo sinnvoll durchführe, so Martin. Branoner sei nur wichtig, daß die alte Trasse schon planungsrechtlich gesichert ist und der Bund die Baukosten von rund 350 Millionen Mark trage. Der Architekt: „Man müßte eigentlich erstmal nach Treptow fahren und mit den Leuten da drüben reden.“

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen