: „Unsere Kampagne wurde ihnen lästig“
Ein Gespräch mit Richard Leonard, dem Beauftragten der US-Gewerkschaft Oil, Chemical and Atomic Workers (OCAW) ■ I N T E R V I E W
taz: Wie erklärt ihr euch den Erfolg in diesem Arbeitskampf? Was hat die BASF jetzt nach 66 Monaten bewogen, eure Mitglieder wieder einzustellen?
Richard Leonard: Darüber kann man nur spekulieren. Ich denke, daß die deutsche Muttergesellschaft das amerikanische Management beauftragt hat, den Konflikt jetzt zu beenden. Die hatten uns nämlich in Dutzenden von Gesprächen immer wieder gesagt, daß sie es nie zulassen würden, daß wir wieder in die Fabrik kämen, weil das ein Exempel wäre, wenn die Arbeiter durchs Werk ziehen und „victory“ rufen.
Vielleicht spielt der Wechsel an der Spitze der BASF eine Rolle. Der frühere Vorstandsvorsitzende Hans Albers, der vorher die BASF-Geschäfte in den USA geleitet hat, war ja ein Hardliner. Unter ihm wurde diese sehr destruktive Politik gegen die Beschäftigten eingeleitet. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß der BASF unsere Kampagne immer lästiger wurde. Die wollen ja in den USA und speziell auch in Geismar expandieren. Da könnte der schlechte Ruf, den sie durch die Aussperrung hatten, ein gewisses Hindernis gewesen sein.
Einen vollständiges Sieg habt ihr ja nicht errungen. Die BASF kann weiter Leiharbeiter im Instandhaltungsbereich beschäftigen.
Ja, das ist ganz schlimm. In dieser Sache haben wir ja zahlreiche Eingaben bei der Regierung gemacht, weil wir eine Erklärung wollten, daß das illegal ist. Aber die Regierung hat sich auf die Seite des Konzerns gestellt. Wir hatten also nicht nur gegen die BASF, sondern auch gegen die Regierung zu kämpfen. Und den Kampf gegen die Regierung haben wir verloren. Aber die BASF wollte ja durchsetzen, daß sie alle Arbeiter jederzeit durch Leiharbeiter ersetzen kann. Das haben wir verhindert. Unsere Leute sind wieder im Werk und haben gesicherte Arbeitsverträge.
Euer Bündnis mit den Umwelt- und Bürgerrechtsgruppen bleibt bestehen?
Sicher. Konflikte mit der BASF gibt es ja nicht nur in Geismar. In West-Virginia, Louisana, Maine, Michigan haben wir starke Bündnisse mit Gruppen geschlossen, die versuchen, BASF-Projekte zu stoppen, die gegen Giftmüll und Grundwasserverseuchung protestieren oder gegen die Gefahren der Chemieproduktion vorgehen. In Nord-New-Jersey etwa will die BASF gerade ein Hauptquartier errichten, und 50 acres aus einem Staatspark in ihren Besitz bringen. Die Art, wie sie dieses Land bekommen wollen, hat sehr viele Menschen erbost. Auch hier arbeiten wir mit Bürgergruppen zusammen, um dieses Projekt zu blockieren.
Interview: Rolf Gramm
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