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SED verliert ihr Gedenkmonopol

■ Gedenkfeiern zum Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht / DDR-SPD gedenkt im Westen, West-SPD im Osten / Menschenkette von Ost nach West / SED legt Kranz nieder

Berlin (afp) - In Berlin fanden am Sonntag mehrere Kundgebungen zum Andenken an die Ermordung der deutschen Arbeiterführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15.Januar 1919 statt. In der DDR hatte sich die SED bislang ein striktes Monopol für diese Gedenkfeiern vorbehalten und oppositionelle Kundgebungen gewaltsam unterdrückt. 1988 mußten viele Oppositionelle nach einer unabhängigen Kundgebung Haftstrafen auf sich nehmen oder das Land verlassen. Unter ihnen war Bärbel Bohley, heute prominentes Mitglied des Neuen Forums. Sie trat am Sonntag auf einer Kundgebung des Neuen Forums und der DDR-SPD auf dem Ostberliner Alexanderplatz auf.

Auch im vergangenen Jahr mußten anläßlich des Gedenktages noch Hunderttausende am damaligen Staats- und Parteichef Erich Honecker vorbeidefilieren. Die SED-PDS und einige kleine linke Gruppen versammelten am Sonntag am Friedhof in Berlin-Friedrichsfelde mehrere zehntausend Personen am Grab Luxemburgs und Liebknechts, unter ihnen Modrow und Gysi.

Die neue Opposition in der DDR sammelte am Sonntag unterdessen zu eigenen Kundgebungen, die beide Teile Berlins miteinander verbanden. Während der Geschäftsführer der DDR -SPD, Ibrahim Böhme, in West-Berlin am Landwehrkanal sprach, wo Luxemburg und Liebknecht 1919 von Soldaten ermordet worden waren, trat der Regierende Bürgermeister von Berlin (West), Momper, am Alexanderplatz im Ostteil der Stadt auf. Am Nachmittag wollte eine Menschenkette den Friedhof Friedrichsfelde über die Mauer hinweg mit dem Landwehrkanal verbinden.

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