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Atomare Bescherung: Die Pilotkonditionierungsanlage

■ Niedersächsischer Umweltminister will Verpackungsanlage für Atommüll / Anti-AKW-Bewegung mobilisiert

Die Deutsche Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) hat beim niedersächsischen Umweltminister die Baugenehmigung für eine gigantische Atommüllverpackungsanlage beantragt. Wahrscheinlich wird die Aufsichtsbehörde in Hannover noch in diesem Monat ihr Placet zur ersten Teilerrichtungsgenehmigung geben. Die Bezeichnung des Projekts als „Pilotkonditionierungsanlage“ (PKA) ist eine Mischung aus Fachchinesisch und Euphemismus und geradezu klassisch für die Wortschöpfungen der Atomindustrie: Hier sollen nach Angaben des Betreibers atomare Abfälle mit leichter bis schwerer Strahlungsintensität „endlagerfähig“ verpackt, d.h. in Zement oder Glaskokillen eingegossen werden. „Pilotanlage“ heißt das Projekt, weil hier suggeriert werden soll, daß es sich um ein wissenschaftliches Forschungsprojekt handelt. Geplant ist zunächst ein Durchsatz von 35 Tonnen pro Jahr, vom Jahr 2000 an soll die Menge dann verzehnfacht werden.

Während die Bohrungen noch auf bergrechtlichen Genehmigungen beruhen, sind die Formalien der atomrechtlichen Genehmigung für die PKA bereits abgeschlossen. Das die erste Teilerrichtungsgenehmigung (TEG) jetzt noch vor der Wahl in Nieder

sachsen im Mai durchgezogen werden soll, hat seinen guten Grund. „Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung machen müssen, daß genehmigte Anlagen wesentlich schwieriger zu stoppen sind als Anlagen, die noch in der Genehmigungsphase stecken“, meinte gestern der energiepolitische Sprecher der niedersächsischen Grünen, Hannes Kempmann, zur taz. Die erste

TEG habe dabei immer eine besonders große Bedeutung, weil mit ihr auch immer eine grundsätzliche Entscheidung für die Anlage getroffen werde.

Die PKA hat nicht nur einen vergleichbaren Durchsatz wie die WAA in Wackersdorf, sie birgt mindestens ebenso hohe atomare Risiken wie das gekippte Bayernprojekt. Die Unfallgefahren beim Transport, beim Zerkleinern der

Brennelemente und bei der Umfüllung des strahlenden Mülls von Transport- in Lagerbehälter, die radioaktiven Belastungen durch freigesetzte Gase und abgeleitete Flüssigkeiten stellt eine akute Bedrohung für die gesamte Bundesreplublik und die DDR dar.

Die PKA soll unmittelbar neben dem Zwischenlager entstehen. Das Zwischenlager selbst ist durch einen fünf Meter hohen

Erdwall und mehrere Zäune abgesichert. Videokameras und a kustische Signalmelder umzäunen die beiden Hallen: eine für die Castor-Behälter, die andere für die Fässer. Durch einfache Deckenklappen und einige Seitenschlitze in der Ummantelung der Halle will der Betreiber die nötige Lüftung der Lagerhallen garantieren. Im DWK-Deutsch ist das die „Ableitung der Nachzerfallswärme in einem passiven System durch natürliche konvektive Luftkühlung“.

Die WendländerInnen blasen derweil zum Widerstand. Am vergangenen Wochenende wurde für den 3. Februar eine Demonstration in Gedelitz beschlossen, für den Fall der 1. TEG soll der Bauplatz besetzt werden. Zur Vorbereitung dienen Spaziergänge um das Gelände: Die KernkraftgegnerInnen aus dem weiteren Umland sollen sich mit dem Gelände und den Anlagen vertraut machen. Zur Orientierung dient dabei ein kleines Geländespiel mit vorbereiteten Fragen: Wieviel Nato -Draht liegt hinter der Castor-Halle im Zwischenlager? Wofür, denkt ihr, ist der gedacht? Mögliche Antworten sind im Multiple-Choice-Verfahren anzukreuzen: Bindedraht für die Blähfässer; zur Umzäunung der PKA; gemeinsame deutsch -deutsche Katastrophenschutzübung. Markus Daschne

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