: Sitarklänge gegen Kindesmörderin
■ Demonstration für Biz Bize / Programmdirektorin: „Biz Bize ist mein Baby“
Türkische Melodien vor dem Funkhaus von Radio Bremen: Zu den Klängen der Sitar singen etwa 150 AnhängerInnen der türkischen Rundfunksendung Biz Bize. Musikalischer Protest gegen den Tod einer vielgehörten Radiosendung, zu dem der Dachverband der Ausländerkulturvereine in Bremen (DAB) aufgerufen hatte. Anlaß: Ab April soll auf den Wellen von Radio Bremen kein Platz mehr für die bundesweit einzige türkische Regionalsendung sein. Programmdirektorin Carola Sommerey hat als erste konkrete Maßnahme gegen das Millionendefizit das Ende von Biz Bize verfügt. Doch so ganz ohne größeres öffentliches Aufsehen, wie sich die Programmdirektorin das gewünscht haben mag, geht die Einstellung von Biz Bize nicht über die Bühne. Mehr als 5.000 Solidaritätsunterschriften hat Biz-Bize-Mitarbeiter Mesut Yigiter inzwischen erhalten. Yigiter: „Ein sehr, sehr schönes Gefühl.“
Yigiter, der als fester freier Mitarbeiter den Hauptteil der redaktionellen Arbeit macht, ist bislang von der Arbeiterwohlfahrt für die journalistische Arbeit freigestellt. Eigentlich sollte Ygiter am 15.3. seine Arbeit bei der AWO wieder aufnehmen. Eine unklare Personallage, die Sommerey den Strei chungsbeschluß erleichterte. Doch seit dem 5. Januar stellt sich diese Situation erneut anders dar: Die AWO hat Yigiter inzwischen mitgeteilt, daß sie bereit ist, seine Beurlaubung um ein, gegebenenfalls auch um zwei Jahre zu verlängern. Yigiter will aber auf keinen Fall, daß die Diskussion um Biz Bize zu einer Diskussion um seine Person wird: „Es geht um den Weiterbetrieb der Sendung, nicht um den Namen des Redakteurs.“
Für Carola Sommerey ändert sich durch das Angebot der AWO grundsätzlich sowieso nichts. Sommerey zur taz: „Es bleibt bei dem Sparbeschluß.“ Sie habe bereits am 22. Dezember den Chefredakteur beauftragt zu prüfen, ob und wie nach der Streichung der Sendung regelmäßige regionale Nachrichten in türkischer Sprache erhalten werden könnten. Das könne möglicherweise wöchentlich geschehen. Die Streichung der Sendung bringe auf drei Jahre gerechnet eine Million Mark Einsparung. Angesichts des Spardrucks sei der Beschluß unumgänglich. Insgesamt muß das Radio Bremen-Direktorium aufgrund sinkender Werbeeinnahmen 15 Millionen Mark in drei Jahren einsparen.
Die Sparrunden des Direktoriums werden in den nächsten Tagen fortgesetzt. Sommereys Schwerpunkt: Personaleinsparungen.
Daß ausgerechnet die türkische Form Biz Bize nicht erhalten wird, dafür hatte gestern eine Delegation von sechs Demonstranten, die zu Programmdirektorium und Intendanten vorgelassen wurden, überhaupt kein Verständnis. Programmkürzerin Sommerey danach zur taz: „Das ist auch tragisch. Ich hänge ja auch mit dem Herzen daran. Biz Bize ist schließlich mein Baby.“
hbk
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